Zum „CO2-Ausgleich“ für diesen Flug spende ich für den Erhalt der Regenwälder:
oroverde.de

ENGLAND
Südwest, inkl. Cornwall
Grüne Insel voll Magie

Juni 2018

ODER: Intensive Studienreise des Leistungskurses Geschichte
ODER: I drive myself around the bend

 

1 Tag vorab bekomme ich einen Anruf aus Qualityland:
die Sixt Autostation Bristol Airport ruft mich an, teilt mir mit, welche Dokumente ich zur Fahrzeugübernahme benötige.

ZITAT:
„Nach Großbritannien fahren, ist wie heimkommen“
ich

Wenn Irland die grüne Insel ist, voller Magie – was ist dann Südengland?
Stonehenge, Glastonbury, Harry-Potter-Filmstudio – Magie gibt es auf Schritt und Tritt. Und Flugshows gibt es auch ständig, man kann sie gar nicht verpassen. 
Das Essen ist furchtbar, es regnet die ganze Zeit, und die Leute mögen uns angeblich nicht. Das sprach uns an. Werden wir es auch finden?

Irgendwo, über deutschem Luftraum, kommt uns eine British-Airways-Maschine entgegen – so nah, ich kann den Schriftzug lesen. Ihr habt echt gute Nerven, Jungs.

Bristol Airport wirkt ländlich. Und ein bisschen wie das Gelände von „Top Gear“.
Die Red Arrows rollern vorbei, parken nebeneinander. Für die Flugshow der Kunstflugstaffel komme ich wohl leider zu spät ...

Die Sixt-Station ist fest in rumänischer Hand. Sie erzählen ein wenig.
Vielleicht mögen sie uns, vielleicht mögen sie Deutschland, oder sie haben kein anderes Auto? Unseres ist 0,8% größer als gebucht (Renault Captur) und hat ein Navi eingebaut.
Das Navi spricht mit der deutschen Synchronstimme von Johnny Depp zu uns, also nennen wir es „Johnny“.
Wie das so ist, mit Johnny aka Capt. Jack Sparrow: manchmal ist er brilliant, manchmal lässt er stark nach, und dazwischen ist ganz viel, wo man nicht weiß, ob er verrückt wird, oder nur so spielt ...    Meist will er uns über Nebenstrecken schicken, weil es rechnerisch wohl der kürzeste Weg ist ...

So sieht das aus, wenn man dem Navi folgt. Spurbreite ca. 2m, Gegenverkehr möglich.

 

Und was eine Nebenstrecke ist, erfahren wir gleich, zum Warmwerden sozusagen. Die Straße ist 2m breit, von hohen Büschen gesäumt. Es geht abwärts, ein Hohlweg, links und rechts sind 10 cm Platz. Nee, so geht das nicht weiter. Kurz darauf kommt natürlich Gegenverkehr. Ein paar Worte durchs Fenster, alles kein Problem, langsam aneinander vorbei ... Wir ändern die Route, halten uns an unsere Landkarte und kommen nach Avebury. Das Wetter ist schön.

AVEBURY
Der einzige Ort in einem Steinkreis. Ein Ring aus „Hinkelsteinen“ zieht sich um das Dorf. (Parkplatz £ 7 / Tag, in Münzen, bitte passend. Ab 15:00 günstiger).
Unterkunft: Dorwyn Manor, ganz klare Empfehlung. Superfreundliche Besitzer, superschönes Haus, gekühlte Getränke abends erhältlich (Dose Bier £ 3,80), und der Schlüssel (= Hinweis auf Haus) bringt im Pub 20% Rabatt.
Ich entschuldige mich für meine Herkunft. Ach was, ihr seid willkommen!

Es waren früher 3 Steinkreise, und vermutlich war es eine Kultstätte. Sie sind frei zugänglich. Eine Allee aus Steinen führt nach Süden, dort sind die Grabstätten.
Im 14. Jh. wurde, auf Weisung der Kirche, mit dem Abriss der Steine begonnen. Ein tragischer Unfall stoppte die Zerstörung der Steine.

 

Im Pub (The Red Lion), das einzige in einem Steinkreis, essen wir lecker. Yvette Fielding, aus der Reihe „Most Haunted“ war auch schon hier. Wenn ich das Schild richtig verstanden habe, suchte sie hier nach Spuk, kam aber nie wieder. Und das lag nicht an der Qualität des Essens ... (was wir bezeugen können).
Vielleicht hilft ein Steinkreis gegen Spuk?
Im Pub treffen wir die Betreiber des Dorwyn Manor, sie nehmen uns im Auto mit heim.


Tags drauf, an der „Steinallee“, halten wir neben der Straße, gehen durchs Gatter. Der „Weg“ ist gemäht, daneben wächst wilde Wiese, irgendwo hinten sind die Kühe. Dieses Nebeneinander an „Interessen“ finden wir noch öfter, und mich fasziniert diese „Coolness“.
Die Allee aus Felsblöcken zieht sich bis zum Steinkreis, dem heutigen Dorf, bzw. führt von ihm weg. Der Weg ist noch klar erkennbar. Und dass es irgendwas mit dem anderen steinzeitlichen „Zeug“ da hinten zu tun hat, ist offensichtlich. Es müssen die Grabstätten sein ... Wir fahren ein wenig die Straße weiter, um uns dort umzusehen.

Die Straße weiter und links ab parken und wandern wir. Long Barrow, das eigentliche Ziel, finden wir nicht. Mit Schildern haben sie es hier echt nicht so.
Wenn ich den Papierplan aus dem B&B richtig verstehe, wandern wir auf einer alten Römerstraße (nennt sich nur „Ridgeway“ und ist geschottert). Biegen oben mal ab. Gehen an „ungepflegten“ Rapsfeldern vorbei, die jede Menge Blumen für Bienen bieten, durch ein Gatter des English Heritage. Was von Weitem wie große Bäume aussieht, sind 3 Hügel, von Bäumen gesäumt. Diese Hügelform ist deutlich erkennbar nicht natürlich. Wir haben Steinzeitgräber gefunden, die noch nicht geöffnet und nicht erforscht sind. In unserem Plan sind sie lediglich als "Burial Mound" eingezeichnet.

Das sind nicht 3 große Bäume, sondern Hügel, mit vielen Bäumen drumrum

 

Beim einen entdecke ich unten ein Amulett, oben eine Rabenfeder. Wenn das kein magischer Ort ist, weiß ich auch nicht ...
Die Bäume wachsen meist krumm, das unterstreicht die magische Ausstrahlung. Wir sind ganz alleine und es ist ruhig (Für mich das Highlight unserer Tour).

 

Gegenüber der Straße geht es mehr zu. Steine und Pflöcke zeigen die Lage prähistorischer Steine, des „Sanctuary“. Long Barrow ist den Weg weiter, sieht nicht so interessant aus wie unser „Fund“.

 

Silbury Hill, der größte menschengemachte Hügel Europas, ist ein paar Meter die Straße weiter. Seine Funktion ist bis heute ungeklärt.


Wir verlassen die Steinzeit, und folgen Mike‘s nächstem Tipp:

LACOCK
ist d-e-r Bilderbuchort in England, und Drehort vieler Filme und Serien.
Der Witz: unser Reiseführer erzählt davon fast gar nichts. Nochmals besten Dank Mike! Für Engländer ist es ein beliebtes Reiseziel, entsprechend geht‘s am Sonntagnachmittag zu.
Parken: £4/Tag, in Münzen, passend.
An der Kasse der Abtei bitte ich um Geldwechsel zum parken. Der magische Moment: „Für uns‘re Landschleut machema ...“ (Kombipreis).

Abtei
ab dem 12./13. Jh., Kreuzgang, Gebetsräume, Dreibein-Kochkessel aus Holland, aus einem Block gefertigte, große Steinwanne, alles wirklich schön. Und ein großes Poster zeigt uns Szenen aus 3 Harry-Potter-Filmen und deren Location hier.

Die Ausstellungsräume sind nicht minder kurios. Alte Bücher, Gemälde, Maschinen, Möbel, immer wieder riesige Insekten als Holzfigur oder Plüschtier: Bücherwurm, Milbe, Silberfisch, ...
Henry Talbot hatte hier sein Leben lang getüftelt. Dabei hatte er 1835 die Fotografie erfunden und das allererste Foto auf Negativbasis gemacht. 4 Jahre hielt er es geheim, aus welchem Grund auch immer. Genau in dieser Zeit zog der Franzose Louis Daguerre nach und verkündete 1839 seinen Durchbruch.

Auf dem alten Klavier darf man spielen. Schuberts „Nachtstück“ (auf deutsch, inklusive dem Ü) liegt auf. Und natürlich spielt jemand die Harry-Potter-Titelmelodie an den Tasten.
Das Notenbuch enthält noch viele internationale Stücke – damals ging es schon sehr Multikulti zu (etwas ähnliches hatte ich im Wien-Bericht bereits erwähnt. Damals waren sie viel offener, als etwa hundert Jahre später ...).

In der Ausgangshalle gab es kein Halten mehr. Alle Nischen sind mit Figuren besetzt, eine schräger als die andere. Magic everywhere. Bilder sagen mehr als Worte? Here we go:

 

Der Ort Lacock scheint nicht echt zu sein. Viel zu schön, perfekt englisch – das kann doch alles gar nicht wahr sein. Es wirkt wie eine gebaute Filmkulisse.
Wer Rosamunde-Pilcher-Filme nur wegen Landschaft und alter Gebäude anschaut, wird hier fündig.
Weitere 3 Drehorte aus Harry-Potter-Filmen sind im Ort zu finden. Der offizielle Guide weist weitere ca. 20-30 Drehorte aus (meist brit. Serien). Und Downton-Abbey steht hier auch irgendwo herum.

unten: das Eisauto darf nicht fehlen


Geht noch mehr Harry Potter?
Aber sicher doch. Wir morphen uns Richtung London, stehen im Stau, essen lecker (asiatisch) im Rasthof, während sich draußen der Stau auflöst (magisch?), steigen in einem alten Landsitz in Hemel-Hempstead ab (Shandish Manor).

 

WARNER Bros. STUDIOS LEAVESDEN
in Watford, bei London
Tickets weit vorher online kaufen. Zur gebuchten Zeit da sein.
Großer Starb*cks und noch größerer Shop vorab zu besuchen, zum Zeit verbummeln etc. Zur gebuchten Zeit: Eintritt in den Begrüßungsraum, rüber ins Kino (Plätze sind abgezählt), danach raus in den Speisesaal von Hogwarts. Dort ca. 5 Minuten umschauen, dann bitte Raum räumen, für die nächste Gruppe soll es leer sein. Danach wieder zurück in den Speisesaal, zu den Leuten mischen und weiterschauen, etc.
Ab hier ist es dann eine Selber-Geh-Tour im eigenen Tempo, Aufenthalt bis Betriebsschluss. Ganz viele Original-Requisiten. In diesen Studios, in diesen Kulissen, wurde gedreht. Harry-Potter-Fans dürfen durchdrehen. Dumbledore‘s Büro, Bahnsteig 9 3/4, diverse Häuser, ganz viele Masken.
Ich staune über den Detailreichtum. Von älteren Filmen (Die Reise ins Labyrinth) wusste ich, dass Engländer gerne basteln ... Also: Ölgemälde, Wandteppiche, Gewölbe aus Hartschaum, dunkler Wald, ganz, ganz viele Masken und Modelle – alles wurde von Hand gemacht und ist zu sehen. Dazwischen gibt es ein paar interaktive Posten, wie etwa Kampf-Moves mit dem Zauberstab, per Video angeleitet vom Choreografen.
Fan der Reihe zu sein ist von Vorteil.

Im Shop gibt es übrigens ganz viele Accessoires, zu jeder der 4 „Gilden“ (oder wie man da sagt).
Ich bin übrigens Team Graureiher. Mein Zauberstab funktioniert als Laserwumme, Soundsystem, Bierspender, Wasserkocher, Milchschaumschläger. (Ihr seht schon: mir mangelt es an der nötigen Ernsthaftigkeit ...).
Mein magischer Moment: die Putzfrau im Hotel hat, trotz unserer späten Abfahrt, noch das Zimmer gemacht – inkl. neuem Tee und neuer Kekse :-)

Zeitrahmen: 2-4 h (wir waren 6h - die Frau ist Fan).
Anfahrt: vom Bahnhof Watford Junction geht ein Shuttle-Bus (£2 p.P.).
Wir sind mit dem Auto von Hemel-Hempstead rüber (20-30 Min.), ging gut.


Wir morphen uns wieder zurück ins „West Country“. Machen einen Stopover in:

OXFORD   (Stopover)
(Park&Ride Thornhill £ 4,80 /2 Pers.)
ist besser noch als Hogwarts. Über die Themse gibt es Brücken, die aus reiner Mathematik bestehen. Wer fest an die Richtigkeit der Formel glaubt, oder sie gar versteht, kann sie passieren. Bonus-Feature: Quantenphysiker können an beiden Enden der Brücke gleichzeitig stehen.

Quelle: Shitsville UK , ISBN 978-1-908211-14-9

Abends entdecke ich die Visitenkarte eines Oxforder B&B im Reiseführer.
Magie? (Oder hat die Frau ihn vom Scheibenwischer gepflückt und dorthin verräumt?)

Mit Punjab Radio aus London fahren wir nach Salisbury. Außer „Chicken Burger“ in der Werbung ist da nix englisch ... (London ist eine Hochburg von Indern und Pakistani).
Johnny weist uns den Weg zum Haus. Durch zugeparkte Straßen, um mehrere Ecken. Ohne Navi hätten wir das nie gefunden ...

 


STONEHENGE
£ 17 p.P. Um 9:00 macht es auf. Früh da sein und vorbuchen macht Sinn.
Auch hier wieder Online-Tickets mit Startzeit. Shuttlebus vom Visitor Centre zum Steinkreis, Aufenthalt bis Feierabend.
Vor 100 Jahren war nebenan, in der Weite der dünnbesiedelten Gegend, eine Artillerieschule.

Mit dem „Morgengebet“ von Radio Punjab fahren wir rüber. Ab 9:00 ist es überschaubar, gegen 10:00 sind schon viele Leute da.
Der Fußweg führt außen um die Steine herum, so dass Fotos ohne Leute (zumindest am Morgen) möglich sind.
    Wer sich den Eintritt sparen will: ab den Hippie-Wohnwägen geht es neben dem Zaun entlang. Und die A303 von Amesbury führt direkt daran vorbei.

Das Eisauto darf nicht fehlen


Auf Fotos wirkt es größer. Doch die Felsen sind mächtig und beeindruckend. Die „kleinen“ Blausteine stammen aus Süd-Wales, die großen Sarsen sind lokal.
Erklärungen und Versuche gibt es viele. Sicher ist nur, dass es die Wintersonnwende anzeigt, also eine Art Sonnenuhr ist. 
Ich kenne die Version, dass die Anlage am Übergang von der Jagd- zur Ackerbau-Gesellschaft steht. Bei einer Jagdgesellschaft ist klar, wer der Boss ist (der Stärkste und Mutigste). Beim Ackerbau nicht. Mit einer großen Sonnenuhr / Maschine / Prunk-Architektur aufwarten zu können, macht natürlich mächtig Eindruck (vielleicht auch gegenüber Nachbarvölkern?).
Andere Erklärungen gehen in die Richtung, dass die Menschen Steine aus ihrer Heimat Wales mitbrachten, um mit ihr verbunden zu sein – oder dass sie den Steinen Heilswirkungen nachsagten und sie spendeten. Oder dass es vielleicht ein Gemeinschaftswerk der hier lebenden Völker war. Das Rätsel ist also noch immer nicht gelöst.

r.u.: ohne Baumbewuchs sind die Grabhügel gut zu erkennen


Was auch nur auf dem Prospekt/der Broschüre deutlich wird
(ich kenne eine solche Erklärung aus Irland (Newgrange)
 https://wortlaterne.jimdo.com/reiseberichte/irland-2015/ ):
Es gab ein Dorf, Durrington, etwas entfernt, am Avon. Dort gibt es Fisch, Wild kommt zum trinken, Otter und Biber schwimmen herum (= Fell).
Von dort ging eine „Allee“ oder ein Weg zum Steinkreis.
Und in einiger Entfernung zu den Steinen sind die Grabhügel (ohne Bäume überwachsen, deshalb gut zu erkennen).
Der sichtbare Steinkreis ist also nur ein Teil der gesamten Anlage. Dennoch höchst beeindruckend.

Höre ich Geister, verwechsle ich was, aber weiter weg ballert doch was? Ist es eine Geister-Artillerie, oder übt die echte Army? Wir können uns nicht mal einigen, ob überhaupt geballert wird ...

Im TESCO-Café in Amesbury freut sich das Mädel an der Kasse, dass wir aus Deutschland zu Besuch kommen. Sie hat in der Schule ein wenig die Sprache gelernt ...

 


SALISBURY CATHEDRAL
Kein Eintritt, empf. Spende £7,50 (an einer Art Kasse).
Überraschung: Les Colombes gastiert, ich habe ein Deja-Vu. Und ja: die Origami-Tauben gab es auch schon in München (Hl. Geist. Weil ich öfters zufällig in alte Kirchen etc. schaue, kenne ich es).

Ab 1220 im englischer Frühgotik errichtet, der Turm ist mit 123m Höhe der höchste Kirchturm Großbritanniens. Das Werk entstand halbwegs zügig, so dass es einheitlich wirkt.
Die Leichtigkeit der Gotik, heller Stein, Kreuzgang, hinter dem Chor ein großer Retrochor, eine Votivkapelle, Scherenbögen unter dem Vierungsturm, um ihn zu stützen. Anstatt eines Taufbeckens ist ein Brunnen in der Kirche, der an 4 Seiten abfließt, und die (relig.) Symbolkraft des Wassers darstellt.
Ebenso ungewöhnlich (für mich) sind Regimentsfahnen an der Seite.
Eine Pastorin o.ä. spricht ein „Minutengebet“ durchs Mikro, das wirklich nur 1 Minute dauert (und der Aufmerksamkeitsspanne der Besucher entspricht?).

Überraschung:
In einem Seitengebäude ist die Magna Charta ausgestellt – die komplette Magna Charta von 1215 (keine Fotos machen). Sie umfasst 1 Seite mit ca. 500 Wörtern.

Das Café heißt hier Refektorium, und als „Selfie-Point“ ausgewiesen ist ein Pranger-Block.

r.o.: die Origami-Tauben von "Les Colombes"

r.u.: Ein Arbeitsplatz? ("Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?")

 

 

im TV:
Quizshows für Nerds und Hochintelligente.
Und ein Tierquiz mit Experten. Die Fragen sind interessant, für Nicht-Experten aber nicht zu beantworten. Das Ganze geht auch weniger aufgeregt als bei uns ...

Und natürlich: Poldark. Das ist der große Hype.
Gab es zwar schon in den Siebzigern, aber ein Remake ist immer gut. Spielt in den 1790ern in Cornwall. Was mir auffällt, ist der breite Akzent (kaum Cockney). Der Hauptdarsteller ist zwar Ire, aber im West Country finde ich diesen Akzent wirklich.


Winchester
(Park&Ride: £ 2,50 / 2 Pers.)
Hauptstadt Englands, Krönungskirche, längste Kirche Englands (und zweitlängste Europas). Und die berühmte Tafelrunde gibt es hier auch.
Das mit der Hauptstadt war bald wieder vorbei (ab 1066, zugunsten Londons). Und die Tafelrunde, also die Tischplatte, an der Artus mit seinen Rittern saß, stammt aus modernen Zeiten (13./14. Jh.), ist also eine Fälschung (Ich habe deshalb Kosten und Mühen gescheut).

In der Kathedrale steht die Figur eines Tiefseetauchers. William Walker, so der Name dieses berühmten Tauchers und umtriebigen Geistes, arbeitete von 1906-1911 hier, um den Turm zu retten; entfernte viel morsches Holz, fast mit blanken Händen, und packte Beton ins Fundament.

 

Auch hier wieder: heller Stein, heitere Architektur, die Leichtigkeit der Gotik. Die Sitze im Chor sind gepolstert, es sieht ein wenig aus wie Hogwarts (oder umgekehrt). Viele Tierfiguren und viel zu entdecken.
Hier ist auch das Grab der Schriftstellerin Jane Austen.
Rückfahrt über die Dörfer Olivers Battery, Canada und Nomansland

r.u.: der Taucherhelm


Eine längere Fahrt bringt uns nach Westen, in eine andere Gegend. Es geht durch ganz, ganz viel leeres Land, grün, mit vielen Feldern. Vorbei an Yeovilton, einem der wichtigeren Stützpunkte der Marineflieger. Und klar: später finde ich den Flyer. Die Flugshow dort ist in 4 Wochen (wenn wir wieder zuhause sind) – ich habe die nächste Veranstaltung verpeilt ...

CORNWALL
Am Imbisswagen im Parkplatz weht die schwarze Fahne mit weißem Kreuz – wir sind in Cornwall. Einem mystischen, keltischem Land, das eng mit der König-Artus-Sage verwoben ist.


Das erste, das uns im Supermarkt auffällt, ist der hohe Rentneranteil (ca. 70%). Sind die Jungen alle abgewandert?
Als zweites sehe ich viele lokale Produkte. Mit dem Kauf der meisten unterstütze ich R.N.L.I. (Lifeboats), die Seenotrettung. Cornwall hat viel Küste, der Atlantik klatscht oft tosend an Land. Es ist die Einfahrt zum Ärmelkanal, mit viel Schiffsverkehr, und traditionell gab/gibt es hier viele Fischer. Da bekommt Seenotrettung natürlich große Wichtigkeit.

The Fountain Inn (Mevagissey)
Fish‘n‘Chips und Bier, in einem engen, alten rustikalen Gasthof. Zahlen am Tresen, wo 3 Einheimische zum Bier stehen.  -The Magic Moment-:
Zum Abservieren kommt der Senior-Chef – ihn kann ich fragen, wo ich bin (England oder Cornwall). Er freut sich und die Antwort kommt prompt: du bist in Cornwall! Die Cornish sind ein eigenes Volk, nur leider zur Zeit unter englischer Verwaltung. Viele von uns sind leider nicht mehr übrig. Aber sie sind eins der anerkannten Minderheiten-Völker in the UK, neben Schotten, Iren und Walisern. Leider spricht er kein Cornish (falls es das noch oder wieder gibt). Aber er freut sich dass ich mich dafür interessiere und gibt uns einen Ausflugstipp (Cape Cornwall). Dort treffen 2 Meere aufeinander. Licht, Luft und Atmosphäre an so einem Kap seien anders, meint er.
Ach ja: in Deutschland war er auch mal. Hatte aber 2 Tage lang nur Wald zu sehen bekommen. Und so besonders findet er unseren Wald auch wieder nicht.

Das magische Licht finden wir bereits außerhalb der Taverne, im Hafen von Mevagissey.

 

 

West Country:
- viel leeres Land, für Landwirtschaft etc. Ganz viel Grün.
- viele Imbissbuden (umgebaute Wohnwägen) in den Parkplätzen
- breiter Akzent (klingt kaum nach Engländern)
- immer wieder Palmen im Garten (der Golfstrom hält die Gegend warm, auch wenn es im   

   Winter stürmt).
- auffallend viele Rentner und wenig junge Leute.

Boscastle
Musuem of Magic & Witchcraft    (£4 p.P.)
Ist Geheimtipp und weithin bekannt gleichermaßen.
(Wer nicht weiß wie das gehen soll, mit 2 Zuständen zur gleichen Zeit, scrolle hoch zum Begriff „Quantenphysik“).


Der Rundgang erklärt viele Aspekte des Hexenwesens, von ganzheitlicher Weltanschauung in einer patriarchalischen Welt, bis zu tiefen Volksmythen. Dazu haben die Betreiber ganz, ganz viele Artefakte gesammelt. Bücher, Amulette, Steine, magische Utensilien, vertrocknete Katzen, Masken, Kleider, umv. Viele Schautafeln. Darauf stehen Sachen, wie:


- 1607: wurde der Gebrauch von menschlichen Knochen (Schädel, ganze Hand, etc.)  zur Zauberei verboten. Damals war das weit verbreitet und so etwas wie eine Plage. 
- Witchcraft Act of 1736: Hexerei war nicht mehr illegal. Wer vermeintliche Hexen taucht, hängt oder foltert, begeht eine Straftat. (Moderne Zeiten)

Piscies, oder Pixies
Warum gibt es so viele Geschichten über Piscies im Moor?
-> Weil es so viele Piscies im Moor gibt.
Das sind kleine, elfenartige Wesen. Es können Seelen verstorbener Priester sein, Heiden oder ungetaufter Kinder. Manchmal ärgern sie Leute, sind zweischneidige Figuren, aber man stellt ihnen besser Essen hin. Man weiß ja nie wessen Seele es ist, oder ob sie es böse meinen. Eine Essensgabe kann von ihnen auch belohnt werden.
Für viele Cornish sind es die Seelen verstorbener Vorfahren. Sie sind klein und verspielt, haben ihre eigene Moral und folgen ihr.

Kleine Sammlung brauchbaren Zaubers:
Moon Scrying Staff: ein langer Stab, mit Schnitzereien, oder gläserner Glocke. Anwendung:
- Wasser in Flasche füllen
- Stab reinstellen
- dem Mond entgegenhalten.

Tierschädel (Widder, Mufflon, etc.) sind für viele Hexen unentbehrlich.
Der letzte wurde 1967 (richtig gelesen) im Bodwin Moor entdeckt, an den Hängen des Brown Willy, auf einem Schrein von 3 Hexen (deren letzte in selbem Jahr gestorben war).

Kristallkugel: ich sehe mich nur selber, und das auch nur trübe, dunkel und unscharf. Was sagt das über mich aus?

Wind kaufen:
Seil mit 3 Knoten. Ein Boot, das auf See zuviel Wind abbekommt, kann ihn in einem Knoten einfangen (und verkaufen). Bei Flaute öffne ich 1 Knoten, und habe genug Wind. Das letzte Boot, das in den 1980ern Wind mitbrachte, war übrigens ein bretonisches. (Bretonen sind mit den Cornish verwandt).

Fart Bottle:
Furz mit dem bösen Geist (bei Magenschmerzen etc.) in einer Flasche auffangen, danach rauslassen und anzünden, somit verbrennt der böse Geist. Großartig.

l.u.: Piscies (oder: Pixies)


TINTAGEL
Hier wurde König Artus gezeugt. Die alten Römer hatten hier einen Standort, ab 1145 bauten die Normannen eine Burg, die wieder verfiel. Zwischen Römern und Normannen liegen mind. 500 Jahre. Und genau in diese dunkle Zeit fällt Artus.
Der Chronist Geoffrey of Monmouth hatte 1136 den Ort mit König Artus in Verbindung gebracht. Er selbst war aber Normanne, und Normannen waren erst ab dem 10. Jh. in England. Meine Recherche hat ergeben: Geoffrey stützte sich auf Chronisten, die selbst ein paar hundert Jahre später darüber geschrieben hatten. Mangels weiterer Quellen hatte Geoffrey damals auch keine Chance, die Aufzeichnungen zu verifizieren.
Die ganze Artus-Geschichte ist also sehr mit Mystik aufgeladen. Für Historiker ist der Zusammenhang von Ort und Artus nicht belegbar.
Gesichert sind viele antike Reste von „Importmaterial“, v.a. aus dem östlichen Mittelmeerraum, sowie aus Spanien.
Kühler Wind bläst vom Atlantik her übers Land, die Wolken hängen tief und es beginnt zu regnen. Ich scheue Kosten und Mühen. (Mehr über Artus ("Leistungskurs"), siehe ganz unten).
Im Ort ist ein ziemlicher Rummel, viele Läden, viele Touristen.


Ortsnamen in Cornwall:
Bridge, Slaughterbridge, Washaway, Drift, Catchall. Sticker.
Mein Liebling: London Apprentice.

Wir starten zum Cape Cornwall, dem legendären Tipp des Alten. Wolken hängen tief, hüllen das Land ein, Wind bläst. Ein kurzer Halt an der Godrevy Portreath Heritage Coast. Atlantikwellen rauschen unten heran, klatschen gegen die steinige Küste.

 

Bei Gwithian
Hinter dem Rockpool, einer Surferkneipe, ist der Strand. Über den Parkplatz. Junge Leute schlafen in Autos, leere Bierdosen gleich daneben.
Dünen, Sandstrand, Hügel, wilde Wellen. Wir sind wieder am Atlantik, den wir so lieben. Die Surfer, etwa zwei Dutzend, wollen rein – dürfen aber nicht. Zwei Autos der Seenotrettung sind auf dem Strand, machen Durchsagen um sie aus dem Wasser zu holen. Die rote Fahne ist aufgezogen, baden zu gefährlich.
Am Strand finden wir geknackte, blau schimmernde Muschelschalen, Reste von Tintenfischen, und das Übliche. Der Nieselregen lässt nach, die Wolke lichtet sich, plötzlich sehen wir St Ives, gegenüber der Bucht, und gar nicht weit weg ...
Wir essen lecker im Rockpool (Nudeln mit einheim. Krabbe). 
Hier sind mal die jungen Leute zu sehen. Drüben, auf der anderen Seite der Halbinsel, dominieren Rentner sehr stark jedes Ortsbild. Wir konnten aber nicht herausfinden, ob es Verbliebene oder Touristen sind.


Cape Cornwall
Von magischem Licht und der besonderen Luft und Atmosphäre merken wir nicht viel. Eine Wolke hängt hier fest. Wir lassen uns vom Wind den Nieselregen ins Gesicht blasen.

 

 

Eine kleine Fahrt weiter sind wir am Ende, mal wieder.
Lands End
(Parken £6)
Ein kleines, künstliches „Dorf“, in jedem Haus ein Geschäft, Resto, Kino oder Hotel. Das Ding wird kräftig aufgebohrt, für noch mehr Rummel. Auch hier: Wolke und Nieselregen. Wellen brechen sich und klatschen an die Felsen. Der Atlantik und ich, wir haben wieder zusammengefunden ...
Immerhin ist hier nur das Land zuende, nicht gleich die ganze Welt (wie in der Bretagne, Spanien und Portugal ...).


An den Straßen sehen wir immer wieder Imbisswägen, und Leute die mit einer Panne auf den Pannendienst warten. Bis es uns fast selbst erwischt. Das Auto leckt ungewöhnlich stark, es sieht dramatisch aus (eine 3m lange Spur, alle 5 Sek. ein Tropfen, es hört nicht auf). Ein Anruf in Qualityland (20 Min. lang). Die freundliche Dame klärt nebenher die Optionen, ich darf entscheiden, der Pannendienst RCA kommt abends zu unserer Bleibe. Stellt sich mit Namen vor, sieht sich alles genau an, kippt Kühlwasser nach, beobachtet alles. Es ist nur die Klimaanlage. Alles sehr freundlich und zuvorkommend.

Mein Eindruck von Cornwall: raues, windgeformtes Land, grüne Wiesen und Moore, bunt angemalte oder dunkle Häuser aus grobem Stein, herzliche Leute, zweifelhafte Fabelwesen, eine eigene Fahne und eine (ausgestorbene) eigene Sprache – so vieles hier erinnert mich an Irland und Schottland.
Wie meinte der Alte im Pub?: „Wir sind leider derzeit unter englischer Herrschaft“. Ich wiederhole: „derzeit“.
Genau diesen Wortlaut hatt ich in den Neunzigern in Schottland gehört. (Seit 1999 haben sie ein eigenes Parlament).
(Ja, ich weiß: ich lebe in Bayern. Viele hier haben ihren Blick auf die keltischen Verwandten gerichtet, und verstehen deren Streben nach Eigenständigkeit).

Truro
Neugotische Kathedrale, Eintritt frei, das lockt mich. Kaum drin, wird mir die Broschüre in die Hand gedrückt, die ich für eine £3-Spende zum Erhalt des Bauwerks haben könne, da es keinerlei staatliche Unterstützung gibt.
Ich finde es duster und etwas bedrückend, meine Frau findet eine Buddha-Statue.
Etwas Altes? Bretonische Mönche schenkten im 14. Jh. eine Pieta. Da ist sie wieder, die Verbindung zwischen Bretagne und Cornwall.

Bei der Rückfahrt biege ich falsch aus dem Kreisel aus. Wir sehen, wie 2 Polizisten, hinter ihrem Kleinbus, mit einer Frau reden, ihr dabei Handschellen anlegen. Haben wir jetzt die „Rückansicht“ von Qualityland gesehen, die nicht für uns bestimmt war? 


Zwischen Truro und St Austell, auf der A390, gibt es eine Ampel für Kühe über die Landstraße.

Im Bodwin Moor hängt die Wolke fest, wir morphen uns „zurück nach England“, es heitert auf.


Nach Glastonbury
Auf den Polden Hills zieht sich die Straße entlang – einem Höhenrücken im flachen Land. Überall stehen Hügel herum. Da unten war früher das Wasser des Bristol Channel, danach Moor und Sumpf. Wenig verwunderlich, dass die Hügel als Rettung betrachtet wurden. Glastonbury Tor, einer der größeren, mit dem markanten Turm obendrauf, ist schon von Weitem erkennbar. Der Legende nach landete König Artus hier, auf der Insel Avalon. Josef von Arimathäa hat im Berg den Hl. Gral vergraben.
Für die einen ist es mit Sedimenten angereichertes, rot gefärbtes Quellwasser, das hier zu Tage tritt – für andere das Blut Christi.
Ist das noch zu toppen?

Allerdings.
Wir parken in der kleinen Stadt. Besichtigen die Ruinen der Abtei.

Glastonbury Abbey
(£8,50  p.P.)
Das reichste Kloster Englands, entstanden im 6.+7.Jh. König Heinrich VIII. ließ 1539 die Gebäude zerstören und den letzten Abt hängen. Nicht irgendwo, sondern auf dem Glastonbury Tor. Das war‘s dann mit dem Reichtum ...
Auf dem Gelände fanden Mönche die Überreste von König Artus (neben der Kirche), und betteten sie um (in die Kirche). Beide Orte sind ausgewiesen. (Macht mit dem Gl. Tor schon 3 Grabstätten für Artus).
Ob ein Zusammenhang zwischen Artus‘ Gebeinen, Pilgerströmen und Reichtum des Klosters besteht, konnte ich nicht herausfinden.


Glastonbury, der Ort
Hippies und Freaks jeden Alters, Austragungsort eines großen Musikfestivals. Im Hügel Glastonbury Tor sind Artus, der Hl. Gral und das Tor zur Unterwelt ... Energieströme aller Art treffen sich hier – jetzt wird verständlich, warum es so viele Esoterik-Läden und zugehöriges Publikum gibt.
Jede Menge Studios bieten Heilungen an. Auf den Straßen wimmelt es vor Batikkleidern, Zauberern und Alt-Hippies, die um Parkbänke sitzen und liegen und Bier trinken.
Das Repertoire der Läden? 1 Paar Qualitäts-Krähenflügel (£ 18), Bücher über Werwölfe, Geister, Vampire, amerikanische Geister, uvm. Hölzerne Zauberstäbe, Batikklamotten, veganes Essen, Glaskugeln, 3D-Postkarten mit myst. Motiven. Und in „unserem“ Laden werden gerade ein paar handgemachte Besen angeliefert (zum fliegen?).


Im Radio finde ich BBC Radio Cymru, aus Wales, auf Walisisch. Tiefenentspannte Leute im Studio, eine fremde Sprache, sphärische Saitenmusik, ...
https://www.bbc.co.uk/programmes/b0b7x9hy


Dank Johnny finden wir das nächste B&B, Owl‘s Crest in Kewstoke, bei Weston-super-Mare.
Die Besitzerin ist halbe Deutsche, erzählt uns kurz auf deutsch ihre Geschichte (weil uns das interessiert und weil wir zuhören). Nach dem Krieg wollte ihre Mutter studieren, in Deutschland gab es aber keine Plätze für Frauen – Arbeits- und Studienplätze waren Männern vorbehalten. Deshalb ist sie (über Ordensschwestern?) nach Irland und hat dort studiert.
Aus Irland kommt ihr Mann Mike, der Chef des Hauses. Er mag Deutsche, das Land, den Wein, die Leute. Gerne hätte er mehr Deutsche (die besten Gäste).
Ich halte mein Versprechen und rühre die Werbetrommel:

Schönes und gemütliches B&B, herzliche Besitzer, eigene Parkplätze. Himmelbett, Wasserkocher, Fernseher und Föhn im Zimmer. 2 Restos in Laufweite, mit dem New Castle als echtem Tipp. Die Weston Woods sind gleich da. Kewstoke Beach ist nur ein paar Minuten zu Fuß. Und mit dem Auto nach Weston sind es 5 Minuten. Das alles zu einem fairen Preis. Zu/von Bristol Airport ca. 40 Minuten. Deutsche sind sehr willkommen!
The Owl‘s Crest, Kewstoke Road, Kewstoke, Weston-super-Mare
Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
https://theowlscrest.co.uk/

Ach ja, Brexit: Mike zählt uns 4 alte Männer aus seiner Straße auf, die für den Austritt gestimmt haben. Alle 4 leben schon gar nicht mehr ... (Tenor: die Verbliebenen und Jungen können jetzt schauen, wie sie damit klarkommen).

 


Atwell Wilson Motor Museum, in Calne
bei Chippenham, dort an der Love Lane vorbei ...
£7 p.P., Barzahlung ganz stark bevorzugt. Schöne Toilette, kein Café.

Solche Museen gehören zu GB. Viele nennen sich Motor Museum, und stellen alles Mögliche aus, was alt ist und einen Motor hat, inkl. alter Ölkanister und sowas. Auch für Rasenmäher gibt es eins.
Das Atwell Wilson ist eines der besseren und größeren davon, Auto-Enthusiasten wird hier das Herz aufgehen.
Viele alte britische Autos, ein Ford T, Opel Manta von 1973, als Rarität ein Voshkod-Motorrad (UdSSR, 1972). Wir dürfen den Kies betreten, also die Ausstellungsfläche, die Schilder wegheben, damit sie auf dem Foto nicht stören. Nur nicht die Autos anfassen ... Wir sind fast allein und genießen den Flair des Alten ...

 


Cheddar Gorge
Durch Cheddar, eine gesichtslose Kleinstadt, vorbei an all den Bussen, Touristen (v.a. Rentnern), Klimbim-Läden, hauptsächlich für Käse ... Gleich hinter dem Ort beginnt die Schlucht. Anfangs nur gebührenpflichtige Parkplätze (£5 ganzer Tag, erst ab 15:00 günstiger, nix stundenweise etc.). Später gratis parken. 2 Burschen kraxeln an der Felswand hoch. Wolken hängen darüber, es bekommt etwas von Wales- oder Schottland-light.

 


Axbridge
Der Lavendel-Ort in GB. Ansonsten eine Kleinstadt, nicht viel los, kaum Läden. Vom Lavendel sehen wir nicht viel, auch keine Läden mit Produkten daraus ... In The Almshouse gibt es lecker Cream Tea, also Tee mit Scones. Das Haus ist bestimmt 500 Jahre alt, Steinmauern, offener Dachstuhl, gemalte Bilder (zum Kauf) an der Wand. Mütter mit Kind und ältere Tanten sitzen auf Stühlen, Sesseln, Sofas etc. und vertratschen den Nachmittag. Es geht gemächlich zu.



In den Buchläden:
Fliegergeschichten, Tiergeschichten, Bücher über Tiersichtungen und das Wildleben in GB, Geschichte, Militaria (z.B. über die Operation Mincemeat („Hackfleisch“)).
Natürlich Accessoires zu Poldark: alle Bücher, Tassen, Kalender.

Bei den Zeitschriften (WHSmith):
24 (!) Flugzeugzeitschriften, 12 (!) über königl. Familien.


WELLS
Nette Kleinstadt (10.000 Ew.). Bekannt für ihre Kathedrale. Eintritt frei, empf. Spende  £5 p.P., an einer „Kasse“.
Eine der längeren Kirchen (126m), frühgotisch, ab 1180er (also kurz nach Notre Dame in Paris, als bei uns noch tiefste Romanik war).
Die Fassade schmücken über 100 Heiligenfiguren, die damals bunt waren. (Heute wären es Popstars, und würden die Leute genauso anziehen, wie damals die Heiligen ...).
Drinnen: die Leichtigkeit der Gotik. Bekannt ist das Werk für seine markanten Scherenbögen, die den Vierungsturm stützen. Mit etwas Fantasie sehen sie aus wie die Fratze eines Ungeheuers.
Im Chor ist es gemütlich, gepolsterte Sitze an Tischchen, die Lämpchen sind an, die Notenblätter ausgelegt. Es sieht ein wenig aus wie in Hogwarts (oder umgekehrt).
Die Frau findet viele Tierfiguren, ich die echte Katze des Hauses.

Astronomische Uhr (13.Jh.), in der Kathedrale
Sie zeigt Stunde, Minute, Monat. Alle Viertelstunde kommt das Glockenspiel. Ritter mit Lanzen fahren/reiten gegeneinander an, in jeder Runde wird mind. 1 Ritter umgenietet.

Bücherei: viele Bücher aus dem 16.+17.Jh., teils angekettet (da wertvoll), auch ein paar alte Bücher (14. Jh.).
Hier gab es eine Schule, an die Kathedrale angeschlossen. Hauptsächlich für Priester, denn es war kein Kloster. Es waren turbulente Zeiten im 16. Jh. In Wells und Umgebung gab es einen Aufstand gegen den König, da er ein Katholik war. In der Folge ging es ziemlich hin und her – und das nach dem engl. Bürgerkrieg. Während dieses Aufstandes wurden die Gefangenen direkt unter der Bücherei gehalten, was unangenehm roch (und die Schreiberei unbeliebt werden ließ).
In der Folge wurde ein Protestant oder Anglikaner als König eingesetzt (ein Oranjer aus Holland?), womit wieder Ruhe im Land einkehrte (wenn ich es richtig verstanden und mir richtig gemerkt habe).
All das erklärt ein sehr freundlicher Herr, etwas älter als ich. (Soviel zum Thema: „Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“).

 

Vicars Close: ist eine Reihenhaussiedlung aus dem 14. Jh., somit die älteste der Welt, und noch immer bewohnt.


Wir fahren zurück, über Star (so heißt der Ort wirklich), und an Straßen wie Dark Lane, Venus Street, Lovers Lane vorbei.

Weston-super-Mare
Der „Strandtag“, zur „Erholung“. Typisches engl. Seebad, mit Spielcasinos, Miniläden, Fish‘n‘Chips-Restos. Und natürlich ein großes Pier (1 £ p.P.), mit: Spielcasinos, Miniläden, Fish‘n‘Chips-Restos.
Der bröckelnde Glanz alter Tage, Horden an Rentnern, Schulkinder, Busse, und noch mehr Leute ... Kinder, die schreiend auf Möwen zurennen. Möwen, die unbeeindruckt ein paar Meter davonflattern. Strand, Watt, noch mehr Watt. Kein Meer.

Fürs Wochenende wird fleißig aufgebaut, dann ist Sause. Inklusive Flugshow der Red Arrows. Schon wieder verpasst ...

Baden ist hier so eine Sache. Die Ebbe ist angeblich zu kraftvoll, sie kann einen rausziehen. Und im Watt sind öfters Stellen mit Treibsand.
Bootfahren ist wohl in den Sommermonaten möglich. Aber in Herbst, Winter und Frühjahr ist der Bristol Channel wohl zu rau. Das hatten wir beim Frühstück so zu hören bekommen ...

 


WORLEBURY CAMP
Ich mache mich noch spontan auf, um mal eben die eisenzeitliche Festung in den Weston-Woods in Kewstoke zu finden. Mit Schildern haben sie es echt nicht so, also muss ich den magischen Spuren folgen. Es wird mein ganz persönliches Blair-Witch-Erlebnis. Rabenfeder am Boden, Habichtfeder in Stein-Halbkreis, vom Baum hängender Strick, Efeuranken an Baum, ein frisch abgefallener Zweig mitten auf dem Weg, Bäume deren Äste „Luftwurzeln“ entwickeln, das sieht doch alles gut aus. Mir kommen 6 Leute entgegen. 5 davon führen den Hund Gassi, alle 5 frage ich nach dem Weg. Ohne sie hätte ich es nie gefunden. Der 6. ist ein Jogger, der keuchend, mit Musik im Ohr, bergauf läuft. Ich schaue fragend. Und das bilde ich mir doch nicht ein? Ganz leise, aber deutlich, höre ich in seinem Keuchen die Worte „you‘re right“.
Tatsächlich stehe ich bald mittendrin. Diese Steinhalden auf der Lichtung, das ist das Fort.

Nachforschungen haben ergeben: das Worlebury Camp ist eines der größeren Forts aus dieser Zeit, und hat die gesamte Landspitze inkl. Gewässer überblickt. Heute ist es von „Dschungel“ überwuchert und kaum zu erkennen. Den größeren Teil habe ich nicht gefunden. 


Bilanz - Was wir gefunden haben:
Schlechte Essen: 0
Deutschen-Hasser: 0
Regentage: 4
Flugshows: 0
Magie: 303

Heimflug
Die rumänische Mietwagen-Crew freut sich für uns. Wir haben‘s gut, wir dürfen nach Deutschland, wo alles besser ist ... (das glauben sie wirklich).

Eine Umfrage für „Qualtityland“ bitte. Wo habt ihr wieviele Tage verbracht, wie hat euch das Essen geschmeckt? Habt ihr Sandwiches etc. im Supermarkt gekauft – wenn ja: haben sie euch geschmeckt? Waren die Leute freundlich? Wieviel Geld habt ihr ausgegeben? Welche Städte habt ihr besucht? Aus welchem Land kommt ihr? Der Tourismus soll wohl planmäßig aufgebohrt werden ...
Aber hey: die besten Orte haben wir natürlich nicht verraten. Die bleiben Lesern der Wortlaterne vorbehalten.

Im Flughafen sehen wir den echten Johnny D., in einem Parfüm-Werbevideo. Er ist in der Wüste gelandet, macht sich schon ein Feuer für die Nacht, blickt sehnend in die Ferne. Irgendwo, ganz da hinten, da muss es sein – sein Fahrziel ...



WICHTIGER HINWEIS
für Flugreisende: unbedingt den Reisepass mitnehmen! Ja, wirklich. Die Passkontrolle in Amsterdam und Bristol ist schon großteils automatisiert, und erkennt den Perso nicht.

Außerdem:
Den Straßenatlas „Big Road Atlas of Britain“ gibt‘s bei „The Works“ für £2. Das ist der Billigläden für Bücher, Zeitschriften, Schreibwaren. Ist eine Kette und gibt‘s überall.

Für Entfernungen etwa die doppelte Fahrzeit einplanen, als in Deutschland. Die Straßen sind oft eng, passieren ist dann nur im Schritttempo möglich.
Außerdem sehr hügelig. Es geht immer auf und ab, viele Kurven.
Das meine ich mit dem Spruch „I drive myself around the bend“.


NACHTRAG    ("Leistungskurs")
König Artus
Eine wirklich sehr schöne Zusammenfassung, auf englisch, gibt es von Paul White: „King Arthur – Man or Myth?“, ISBN 978-1-899383-36-8
Ich bemühe mich um eine Kurzfassung.
Britannien war Teil des Römischen Reichs. Verkehrssprache war Latein. Die nördliche Grenze verlief irgendwo in Northumerland o.ä. – der Hadrianswall war (nur) die Rückzugslinie. Überraschung: es waren kaum Römer im Land, die Armee war rein britannisch. Somit zogen die Römer „ihre“ Truppen später auch nicht ab, um ihre Heimat zu verteidigen etc. (entgegen der Schulmeinung).

 

Überraschung: Sachsen waren bereits im Land, als „federati“.

(Ob sich die Angel-Sachsen später ausgebreitet hatten (mit Verstärkung vom Kontinent), oder nur ihre Sprache immer mehr zur Verkehrssprache wurde, ist ein weiteres Rätsel für die Forschung.)

 

Es gab Kontakte nach Gallien (das vielleicht ähnlich war, zumindest ebenfalls römisch).


Es gibt Berichte aus Gallien, dass ihnen ein Riothamus aus Britannien zu Hilfe kam, um Barbaren abzuwehren (Franken?). „Riothamus“ ist ein Titel, kein Name.

Im Burgund-Bericht habt ihr gelesen, dass die Artus-Legende ihren Ursprung womöglich in Burgund hat. https://wortlaterne.jimdo.com/reiseberichte/burgund-frankreich-2014/

Die Bretagne reklamiert Artus für sich. Allerdings wurde die Bretagne (engl.: Britanny) von Cornwall aus besiedelt („Britannia“). (Cornwall war auch eine zeitlang als „West Wales“ bekannt).

Und wenn wir den Berichten glauben, zog "der Riothamus" (möglicherweise Artus), von Cornwall, durch die Bretagne, nach Burgund.

Am Wahrscheinlichsten ist, dass eine Artus-Figur, als Heerführer der Britannen, bestrebt war, die römische Ordnung zu erhalten. Während „Barbaren“ aus Schottland, Irland, Sachsen (=Norddeutschland (Niedersachsen)) und Dänemark etc. einfielen.

Als wahrscheinlichste Orte, die mit dieser Figur in Zusammenhang stehen, gelten derzeit:
- Killibury, bei Wadebridge (als Camelot)
- Camelford (als Schlachtort)
- Cadbury Castle (als Alternative für Camelot)
- Und Glastonbury ist, als Avalon, durchaus noch im Rennen
- Tintagel: eher nicht.

 

Das Schwert "Excalibur":

Hier handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Übersetzungsfehler, bzw. Übertragungsfehler, also falsch abgeschrieben ("ex saxo" vs. "ex saxone").
Somit muss es heißen: "Von einem Sachsen" - und nicht "von einem Stein", umgedeutet zu "aus einem Stein". (Manche Historiker vertreten die Meinung, der Name "Sachse" stamme von "Schwert").

Mit Sachsen waren die Angelsachsen gemeint, also Sachsen (aus Norddeutschland), Angeln (Schleswig-Holstein) und Jütland (Dänemark), die sich in England ausbreiteten. Und diesen Sachsen ein Schwert zu entreissen, das macht mächtig Eindruck ...

Bei den Jüten, in Dänemark, ist eine Erzählung bekannt, dass einem Häuptling sein Schwert abhanden kam – dass er es an einen keltischen Fürsten verloren hatte ...

Mit einem Stein, der es festhält, und nur freigibt, wenn sein rechtmäßiger Besitzer es in die Hand nimmt, hat das alles nichts zu tun.

 

Geoffrey of Monmouth, Chronist und Verfasser der Geschichte, stützt sich auf Chronisten, die selbst nicht dabei waren.
Mit Tafelrunde, Gral, und den Abenteuern der anderen Ritter, hat das alles sehr wenig zu tun. Doch mir persönlich werden diese „Spin-Offs“ immer klarer.
Barden zogen durch das Land. Alle kannten die Geschichte von König Artus. Warum nicht mit einer neuen Ergänzung aufwarten? (Hollywood-Trilogien etc. machen das heute noch genauso, à la: welches Leben hatte Han Solo aus Star Wars als Kind usw.).

Damals gab es ja noch kein Fernsehen ...

So stelle ich mir das vor:
Barde: Ihr kennt doch alle die Geschichte von König Artus und den Rittern der Tafelrunde?
Alle: Ja!
Barde: Wollt ihr wissen, wie es mit Lancelot weitergeht? Welche Abenteuer er erlebt hat?
Alle: Ja!
Barde: kostet natürlich bisschen was ...
Alle: Ja!

Fakt ist: Vieles wurde im Hochmittelalter dazugedichtet, also 500 Jahre nach Artus.
Artus selbst fällt in eine finstere Zeit. Und bleibt womöglich dort.

ANHANG

r.o.: alter Fähranleger, Weston-super-Mare. Das da hinten ist Wales.

2.R.l.: in Kewstoke

3.R.l.: "Bistrot Pierre, im Kreisverkehr" (Weston-super-Mare)

3.R.r.: super Partyprogramm, Weston-super-Mare

u.: Tintenfischrest, am Strand bei Gwithian

KLANGKISTE

 

The Wurzels "I'm a Cider Drinker"

https://www.youtube.com/watch?v=lzGkB6YO9Yc

 

(Die Musik ist ... nicht so meins ... Aber der Akzent ist spannend. Sie stammen aus Somerset, also aus dem West Country.

(klingt für mich eher irisch oder amerikanisch)

 

Eine heitere Version des Ausflugs zum Worlebury Camp habe ich für dieses Werk verfasst.

Protagonisten aus England spielen interessante Rollen.

 

Egal, wer was sucht – hier kann jeder etwas für sich finden. Auch bequem von zuhause aus.

 

Einsteigen und los gehts!

 

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