Slowenien und Kroatien
inkl. Stopover: Wien, Graz
Oktober 2007
WIEN (Stopover)
Im Etap-Hotel (heute Ibis Budget) am Gasometer steigen wir ab. Essen abends im Gulaschmuseum. Das ist kein Museum, sondern ein Restaurant, auf Gulasch aller Art spezialisiert (auch
vegetarisch).
10 Jahre später waren wir wieder in Wien ( https://wortlaterne.jimdo.com/reiseberichte/wien-bratislava-2017/ ), deshalb kürze
ich hier.
r.u.: das Gasometer
Ungarn (Durchfahrt)
Wir fahren über Ungarn (Sopron), wollen ein wenig einkaufen (Rotwein, Paprikapaste, Knoblauchpaste).
Auf dem Land ist hier so richtig auf dem Land …
Von dort biegen wir nach Slowenien ein. Die Zöllner sind jung und freundlich. Tragen kugelsichere Westen, mit ihrem Dienstgrad aufgedruckt (Sergeant, Detective, etc.), Käppis, haben
„Knicklichter“ zum einweisen.
SLOWENIEN
An der Küste, bei Ankaran, schlagen wir schlagen wir unser Zelt auf, hoffen auf letzte milde Temperaturen; unternehmen viele Tagesausflüge.
(Nebenan, in Piran, hatten die Venezianer einen Stützpunkt)
Ljubljana
Eine der kleinsten Hauptstädte Europas, viel zu schauen. Für mich eine Mischung aus Österreich und Deutschland. Die Menschen sind gerne mal blond und blass, wir sind in Mitteleuropa.
Die junge Bedienung im Café schäkert mit mir. Ich habe ein paar Wörter serbokroatisch von Arbeitskollegen gelernt, darüber staunt sie. Eine Vorab-Info bestätigt sich für uns: Slowenen sind in
etwa Nr. 1 in Europa in Sachen Fremdsprachen (auch weil 4 Völker im Land leben). Etwa 95% der Leute können eine, und ca. 92% sogar 2 fremde Sprachen.
Nicht fehlen dürfen natürlich 2 Höhlen:
Höhlen von Postojna
Die zweitgrößte für Touristen erschlossene Tropfsteinhöhle der Welt. Bekannt wurde sie durch Entdeckung des Grottenolm, von dem lebende Exemplare zu sehen sind.
Schon von weitem hören wir Gejohle und lautstarke Unterhaltung vom Parkplatz. Kein Zweifel: Italiener sind gekommen.
Höhlen von Škocjan
Nicht minder spektakulär. Es sieht fast aus, wie eine alpine Landschaft: eine Brücke führt über Schluchten, ein Bach rauscht unten durch. Nur eben komplett in einem geschlossenen Raum.
Unterwegs, in einem Dorf, gibt es nur 1 Café für die Coolen. Etwa 5 Heranwachsende, alle komplett in schwarz gekleidet, hängen dort ab, machen einen auf alternativ. Hier sind wir richtig.
HRASTOVLJE
Ist bekannt für seine Dreifaltigkeitskirche. Außen wurde sie im 16. Jh. Von einer Mauer umgeben, zum Schutz vor eindringenden Türken.
Innen ist sie komplett mit Fresken ausgemalt, am bekanntesten ist der Totentanz.
(leider keine brauchbaren Fotos von uns aus dem Innenraum).
Ach ja: seit 2007 hat Slowenien den Euro. Wir brauchen also kein Geld zu wechseln.
KROATIEN
An der Grenze sieht es ganz anders aus. Alte Männer in grauen Uniformen, in Sowjet-Schnitt, inkl. Schirmmützen, versuchen grimmig dreinzuschauen.
Wir tingeln die Adriaküste runter, schauen uns die Städte an. Die Außenbezirke bestehen oft aus „Betonwürfeln“. Jedes Privathaus, jedes Restaurant, jede Autowerkstatt ist quadratisch / in
Würfelform und aus Beton.
Junge Frauen im Café kellnern aufmerksam, können englisch und oft auch italienisch (viele Italiener kommen herüber).
Junge Männer fahren gerne protzige Autos (einer sogar stehend, aus der Dachluke schauend). Zeigen ihre gebräunten Körper. Sonnenbrille ist wichtig. Wir sind in Südeuropa. Dass der Unterschied zu
Slowenien so deutlich ausfällt, überrascht uns.
Unsere Route führt strikt die Küste entlang, vor allem für die Zeltplätze. Hier hoffen wir auf annehmbare Temperaturen, vor allem nachts, so spät im Jahr.
Ein Mal biegen wir von der Küste ab (Tagesausflug), fahren woanders hin:
PLITVICER SEEN
Weit streckt sich das Land aus, wird weit hinten von blauen Bergen eingefasst. Wolken hängen fest, öfter mal fahren wir durch Dunst oder Nebel. Aus dem CD-Spieler an Bord kommt Nick Cave, „Red
Right Hand“ – der perfekte Soundtrack zur Fahrt. Sein nuschelnder Gesang passt gut, die Schrammel-Instrumente und die Glocke hallen dumpf raus in die Nebelsuppe. Diese Szene ist unser
Lieblingsmoment auf dieser Tour.
Der Fluss Plitvica läuft durch eine Schlucht, bildet dort Kaskaden, die über Wasserfälle ineinander überlaufen, und schöne Anblicke bieten. Das Wasser ist klar. Es ist ein schöner Fleck
Erde.
Von den Wasserterrassen gibt es jede Menge Fotos – alle bei Sonnenschein. Uns gefällt die trübe Stimmung wesentlich besser. Sie lässt die weitverzweigten Seen mystisch erscheinen. Außerdem ist es
ruhiger, es kommen weniger Leute.
Apropos ruhig: Bei einer Bootspassage sind Italiener an Bord. Eine Tante entdeckt: wenn sie Stücke ihres Apfels über Bord spuckt, stürzen sich die Möwen darauf. Also macht sie die ganze Fahrt
über nichts anderes. Außer: laut mit anderen darüber zu reden. Schon ist das ganze Boot in heller Aufregung und Unterhaltung. Das ganze? Nein, knapp die Hälfte nur, also alle Italiener. Der Rest
bleibt ruhig und wundert sich.
Vor Rückfahrt gibts noch Kaffee im Besucherzentrum. Ein moderner Ziegelbau, der nicht anders aussieht, als 70er/80er-Jahre-Bauten in Ottobrunn o.ä. Pulver in heißem Wasser aufrühren, fertig ist
der Cappuccino …
In einem kleinen Supermarkt, irgendwo auf dem Rückweg, fühle ich mich in Sowjetzeiten o.ä. versetzt. Vater und Tochter kaufen ein paar Sachen. Sie ist schwarzhaarig, blass, in altem Sportanzug
mit alter Sporttasche umgehängt. Vater wirkt wie ein Arbeiter, der auf dem Rückweg noch schnell etwas fürs Abendessen einkauft. Beide sehen, zumindest für mich, sehr osteuropäisch aus (fast
russisch) – nicht so mediterran wie an der Küste. Als wären wir wirklich in einer anderen Ecke des Landes …
(Nachforschungen ergeben: Tatsächlich lebten hier, bis zum Bürgerkrieg, viele Serben.)
Wir tingeln weiter die Küste hinunter, schauen uns sehenswerte Städte an.
Zadar
Viel Sehenswertes aus der wechselvollen Geschichte. Nach Seeräuberüberfällen stand die Stadt überwiegend unter venezianischem Schutz, wurde von diesen im 16. Jh. zur Festung ausgebaut. 1920-1947
gehörte sie zu Italien. Immer wieder wurde die Stadt zerstört und wieder aufgebaut.
Heute wird sie zu einem der wichtigsten Adriahäfen Kroatiens ausgebaut.
Šibenik
Auch hier wechselte sich ungarisch-kroatische Herrschaft des öfteren mit venezianischer.
Kuriosum: Kathedrale des Hl. Jakob: wer zu seinem Bau nichts spenden wollte, dessen Kopf wurde an der Außenmauer abgebildet („angeprangert“).
Trogir
Gilt als gut erhaltenes Stadt-Ensemble, teilweise noch von der alten Stadtmauer eingefasst, und war deshalb auch ein paar Mal Filmkulisse.
Um nach Dubrovnik zu kommen, unserem südlichen Wendepunkt, fahren wir ein kurzes Stück durch Bosnien-Herzegowina (ca. 20 km und ca. 20 Min.). Die Zöllnerin ist freundlich und winkt uns durch.
(Bezahlen in D-Mark müsste noch möglich sein. Die Konvertible Mark war immer 1:1 zur D-Mark, und dt. Münzen waren lange in Umlauf. Nur leider haben wir keine mehr übrig).
Im Neretva-Delta breiten sich Obstplantagen aus, wie Inseln im Schwemmgebiet. Die Gegend wird intensiv landwirtschaftlich genutzt, wenn auch die Felder alle klein
erscheinen.
Entlang der Straße sind viele Stände von Bauern, die Knoblauch verkaufen. Beim Stichwort „Knoblauch vom Balkan“ denken wir an schlechte Vampirfilme – also haben wir besser welchen an Bord.
Das bessere Argument ist aber Frische, Qualität und auch Preis. Das Gebinde ist unser Kroatien-Souvenir.
DUBROVNIK
Wir parken brav auf dem Parkplatz. Die Automaten sind außer Betrieb. Bei Rückkehr wartet ein Strafzettel auf uns, umgerechnet 15 €.
Bei einer kleinen Bank im Randgebiet (auf dem Weg zum Campingplatz) bezahle ich das artig (um wieder ins Land gelassen zu werden). Ein kleiner Raum mit 3 Angestellten, Frauen mittleren Alters,
die ein wenig Formulare ausfüllen und solche Sachen. Mit wenigen Worten und ein paar Gesten etc. bekommen wir das hin.
Kuriosum: Die Republik Ragusa, eine unabhängige Seehandels-Nation (von 1358-1808), mit Zentrum Ragusa -heutiger Name: Dubrovnik- wurde von der Republik Venedig lange Zeit als Konkurrent im
Seehandel betrachtet.
Erst 1921 wurde der Name der Stadt in „Dubrovnik“ geändert.
Dubrovnik ist eine schöne Stadt, viele Touristen sind unterwegs. Unvermeidlich sind Tafeln, die uns zeigen, von wo die Serben im Bürgerkrieg wie auf die Stadt geschossen haben, und was alles
dadurch kaputt ging.
Schöne Fotos? Bitteschön:
SPLIT
Die alten Römer waren schon hier. Hatten Stadt und Kastell quadratisch angelegt. Diese Struktur ist heute noch deutlich zu erkennen, selbst Steine von damals sind zu finden, wurden recycelt und
wieder für Häuser verwendet.
r.u.: richtig gemerkt:
dieses Foto aus Split ziert das Cover von "Reisegeschichten":
Bei der Rückfahrt ist mir nochmals eine halbe Stunde Slowenien vergönnt. Nochmals günstig tanken (0,99€/L Diesel). Das Mädel an der Kasse ist blond, blass und tiefenentspannt. Ein paar Kurven
weiter sind wir bereits in Österreich.
GRAZ (Stopover)
Setzt auf Kultur. Kunsthaus und Murinsel wirken wie gelandete UFOs, werden abends schön beleuchtet.
Schlossberg und Uhrturm dürfen nicht fehlen.
Nach dem Abendessen gehen wir zu unserer Bleibe (nicht mehr im Zelt). Männer mittleren Alters spazieren mit Bierflasche in der Hand durch die Stadt, unterhalten sich, finden etwas immer wieder
„voi tiaf, voi oarg“ … (voll tief, voll arg. Heißt bei uns: voll krass ey).
An wuchtigen Bergen vorbei fahren wir durch die grüne Steiermark. Es sieht ein wenig anders aus, als an unserem Ende der Alpen.
Der Rasthof (der Kette „Landzeit“) versprüht Landhaus-Flair (nicht so unseres), ist teuer, doch das Essen ist gut.
Camping im Oktober: kann ich nicht empfehlen, nachts wird es frisch (auch in Kroatien, an der Küste). Aber das war unser Budget damals.
Unser Auto: Toyota Yaris (Diesel)
Ganz persönliche Anmerkung:
Alle Fotos hatten wir mit unserer ersten digitalen Spiegelreflex gemacht: Canon EOS 400D.
Es war die erste Tour mit ihr.
Bis 2017 hat sie uns treu begleitet, dann den Geist aufgegeben. Heavy Use, Heavy Duty, zu allem Überfluss ist mir noch (ungesüßter) Tee eingesickert ...
Auch 2018 entstanden noch viele Bilder mit ihr (parallel zur neuen Canon Powershot).
Heute ist sie rundumerneuert (der Reparaturdienst hat das Gehäuse kurzerhand gegen ein anderes gebrauchtes ausgetauscht), neues gebrauchtes Objektiv (das alte war fehlerhaft, Kabelbruch o.ä.). Für ca. 200 EUR Einsatz kann ich heute noch damit knipsen, mit den alten Akkus und auf die alten CF-Karten.