Rallye „EPIC ESPAÑA“
Nordspanien, August/September 2016
Die Canicule streckt ihre Finger aus nach Opfern. Warmer Wind, mit Temperaturen von 36°C, sucht in Südfrankreich nach sehr jungen und sehr alten Menschen die sie abholen kann. Die Anzeigentafeln
über der franz. Autobahn raten uns viel zu trinken um nicht zu dehydrieren. Wir ächzen, stehen im Stau und übernachten in einem Billighotel bei Montpellier (mehr geht an einem Tag nicht). Das
letzte Stück fahren wir gegen die tiefstehende Sonne. So cool das in Filmen aussehen mag – in echt sieht man fast nix mehr. Auf der Autobahn war frühmorgens schon Verkehr – viele Bayern starten
erst Ende August.
Tag 2: Coast to coast: steinig kiesiges Gelände mit Zypressen und Latschen (mediterran) wird immer grüner. Links liegen die Pyrenäen, vor uns der Atlantik.
Im franz. Baskenland bleiben wir 2 Nächte bei Biarritz (Camping Le Pavillon Royal, Bidart). Viele Deutsche / Bayern sind auf dem Platz, es gibt einen Ausgang zum Strand. Die
Biskaya zieht viele Surfer an. Bis zu den Knien trauen wir uns rein, das Wasser ist schön frisch, die Wellen schön kräftig. Die Luft hat angenehme 25°C. Wir sind der Canicule von der Schippe
gesprungen.
Biarritz ist ein mondäner Badeort, mit vielen alten Grand-Hotels, die schon bessere Tage gesehen haben. Der Morgen ist diesig, trüb und verschlafen; wir irren zum Aquarium.
Das Aquarium (14,50 EUR p.P.) zeigt die Vielfalt der Meere, nach Klimazonen geordnet. Am Eingang steht eine Wassersäule mit einem Sardinenschwarm. Ich staune wie groß eine Sardine werden kann,
wenn man sie lässt. Mit einer kleinen Sardine drehe ich eine Runde um die Säule, im gleichen Tempo (mein pers. Highlight). Rochen gibt es hier in schwarz, grau, weiß gefleckt. In einem großen
Becken schwimmen Haie, u.a. ein Hammerhai. Der Oktopus tastet sich mit seinen Tentakeln an den Steinen vor, hält sich dort fest und zieht sich erstaunlich schnell nach oben.
Bordercross
Ongi Etorri - willkommen, auf Baskisch.
SPANIEN
BASKENLAND
Chaos und Verwirrung ob der richtigen Spur zum bezahlen, span. Polizisten und Soldaten an den Schranken. Dann sind wir im spanischen Teil des Baskenlandes. Die Brückengeländer an der Autobahn
sind rot (Navarra-rot?).
Wir rollen über die Ausläufer der Pyrenäen: Berge mit Wald und Wiesen, Kühe, Schafe, große Höfe mit Fachwerk (könnte genausogut Österreich sein ...).
Die Küstenstraße ist kurvig und steil, führt mehr durch Wald und über Berge als am Wasser entlang.
Die Orte stehen in engen Tälern, hohe Plattenbauten ragen in die Höhe, dazwischen immer wieder Industrieanlagen. Haben sie ausgedient, lasst man sie stehen und verfallen, baut
daneben etwas Neues. Dieses Bild begegnet uns in jeder Stadt hier.
Donostia-San Sebastian (Pintxo-Rallye)
Auf Pintxo-Tour (DIY). Die geführte Tour ist uns zu teuer (70 EUR p.P.), also gehen wir auf eigene Faust los.
Pintxos: sind die Spezialität von San Sebastian, des Baskenlandes. Sie sind im ganzen nördlichen Spanien zu finden, San Seb. hat daraus eben eine Touristenattraktion gemacht ...
Eigentlich sind es „nur“ belegte Brötchen, aber die Vielfalt ist verblüffend. Meist Mini-Baguettes, oder Scheiben von Baguette, belegt mit Käse, Schinken, Fisch, Gemüse, Scampi, in allen
Kombinationen. Ab und an gibt es auch Gula (Glasaale), das sind dünne Bänder. Glasaale sind die Grundnahrung für Papageientaucher (Puffins). Die meisten käuflichen Gulas sind übrigens „Surimi“
(Nachbildungen).
How-to-do? Man bestellt z.B. ein Getränk, dazu gezielt Pintxos – oder fragt nach einem leeren Teller für Pintxos. Mein verrostetes Anfängerspanisch reicht erstaunlicherweise – klar, jeder Tourist
macht es so ... Am Ende kostet uns die DIY-Tour ca. 12 EUR p.P.
Mi.l.: Gula (Surimi) = Nachbildung von Glasaalen, aus Fischprotein
Zarautz + Zumaia - Coast-Road-Rallye
Die Küstenstraße schlängelt sich durch Wald und über die Berge, hat mit Küste eher wenig zu tun. Der Flysch in Zumaia ist eine Attraktion: die Pyrenäen wachsen um 20 cm in 25 Jahren. Flysch ist
Meeresbodengestein von gestern, das über dem Meer erodiert – hauptsächlich durch Regen (nicht durch Wind) und hinabgleitet, vom Meer wieder weggespült wird.
Kinder nutzen ihn für Sprünge ins Meer.
Gaztelugatxe:
das Nationalheiligtum der Basken. Auf einer Insel vor der Küste steht eine Kirche. Ursprünge im 10. Jh. Über einen schmalen Weg mit vielen, vielen Stufen zu erreichen.
In Zarautz irren wir herum. Überall sind Cafés und Bistros, Leute hängen dort herum, verbringen ihre Mittagspause oder machen sich eine schöne Zeit. Wir auch. Noch zum
Supermarkt: um viele Ecken gehen, endlich einen kleinen Laden finden, durch die Gassen zurück zum Auto.
Mit dem Auto um viele Ecken, Straßen auf, Straßen ab, in Kreisverkehren kreisen. Nach ca. 18 Biegungen finden wir den Riesen-Eroski (span. Supermarktkette). Ticket ziehen, parken, rein.
Riesenauswahl an allem, v.a. an Fisch und Schinkenkeulen.
An der Fischtheke: 7 ganze Seefeufel und 4 ganze Bonitos auf Eis.
Das Parkticket? Interessiert keinen, 2h parken sind gratis. Wir fahren vom Parkplatz, das Lesegerät („Lector“) scannt das Ticket auf den 5. Versuch. Neben dem Supermarkt: ein verfallendes
Fabrikgelände.
Wie es zum Supermarkt geht? Nach 5 Kreisverkehren, und Häuserblocks die alle gleich aussehen, finden wir ihn nie wieder.
Abends gibt es regionalen Weißwein und Sidra (Apfelwein). Beide sind säuerlich, aber nicht schlecht. Sidra ist eher mit Äppelwoi zu vergleichen denn mit Cidre bzw. Cider.
Sonnenuntergang (Epic!)
Die Farben der untergehenden Sonne über dem Meer locken Menschen vom Campingplatz auf die Anhöhe. Nebel kriecht in die Bergtäler (gleich hinter dem Ort). Unten in der Stadt gehen die
Straßenlichter an. Das ganze Tal steht voll mit Betonwürfeln. Wir rätseln ob wir den roten Betonwürfel des Eroski dort unten entdecken.
Bilbao
(baskisch: Bilbo. Ich sage: Bilbo-Town)
Das Guggenheim-Museum (13 EUR p.P.) ist natürlich die Haupt-Attraktion. Das avantgardistisch-dekonstruktivistische (mit CATIA am Computer entworfene) Gebäude ist Blickfang und
Anziehungspunkt von 1 Mill. Touristen jährlich.
Im Inneren Dauer- und Wechsel-Ausstellungen moderner Kunst. Audioguides versuchen zu erklären.
Wenn es Zweck Moderner Kunst ist die Welt infrage zu stellen, hat sie es bei mir geschafft. Hier sind meine Fragen:
„A Matter of Time“ von Richard Serra: große Stahlwände schaffen Zwischenräume. Sponsor des Raums ist Arcelor-Mittal. Wie waren dabei die Interaktionen?
Louise Bourgois baut düstere und abgeschottete Räume, erlaubt von außen nur Einblicke in die Abgründe dahinter. Wie sieht es in ihrem Kopf aus?
Die Sonderausstellung „Windows on the city“ zeigt Werke aus dem Paris des frühen 20. Jh., darunter ein paar interessante Bilder. Nur: warum finde ich nirgends eine Broschüre zur Nachlese?
Darunter ein Bild von Picasso: „Le Moulin de la Galette“ (1900). Männer in schwarzen Fracks und Zylinderhüten, Frauen in bunten Kleidern die sie stolz zeigen, meist zum Tanz. Nach hinten wird das
Bild sehr dunkel bis schwarz. Es ist eine nächtliche Szene, die dadurch sehr düster wirkt. Das Bild lädt ein tiefer einzutauchen, hat aber auch etwas Abstoßendes, z.B. durch die strengen Blicke
der Männer - als ob man nicht geladen ist und neugierig (bis abschätzig) beobachtet wird. -> Hat dieses Bild einen Bezug zu dem sehr heiteren und lichtdurchfluteten Bild gleichen Namens von
Renoir? (Auch er zeigt Tanz, allerdings tagsüber im Freien, quasi als Gegenpol)
Warum nimmt das Gebäude einen so hohen Stellenwert ein? Selbst die meisten Museumsführer drehen sich nur um es. Die Kunst scheint nur ein Nebeneffekt zu sein.
und letztlich: wie komme ich jemals mit dem Gequatsche aus einem Audioguide zurecht?
Einige der Bilder bringen mich auf Schreibideen.
Wenn es Zweck Moderner Kunst Antworten zu geben, auf Fragen die nicht gestellt wurden, hat sie es (in der Sonderausstellung „Windows on the city“) bei mir geschafft. Und damit mehr erreicht als
bisherige Ausstellungen mit Moderner Kunst ...
Vor dem Museum gibt es Flyer, Punk und Parolen vom Band. „Guggenheim tötet 18 Jobs“ steht auf dem Transparent, und: „Gegen prekäre Beschäftigung“.
Auch das beantwortet mir ein paar ungestellte Fragen.
Der sog. „Bilbao-Effekt“ besagt, dass im Kielwasser des Museums die Stadt und die ganze Region profitieren. Das geht so: wir finden Kaffee und Pintxos (bessere als in San Sebastian), schlendern durch Buchläden, Kaufhäuser und Kreativläden, zahlen für das Parkhaus.
CANTABRIA
Die Berge sind wuchtig und eher kahl, die Ebenen nicht mehr so dicht besiedelt. In Noja bauen wir das Zelt auf, als eine der wenigen Fremden. Viele Spanier kommen hierher zur
Sommerfrische. Mit Temperaturen um die 30°C ist es angenehm (zu über 40°C in anderen Landesteilen).
Die Brandungswellen nehmen mich mit. Hinter oder auf dem Schwimmbrett der Frau liegend, die Welle reitend, ist es angenehm rasant. Das Wasser ist frisch, es kostet uns Überwindung einzutauchen.
Das Schöne an Noja: die Bucht bleibt flach, man kann fast überall im Wasser stehen. Und der Atlantik ist draußen, Noja ist eine Bucht => die Atlantikwellen rollen nicht direkt an (im Gegensatz
zu Biarritz).
Abendspaziergang in Noja (Epic!)
FlipFlops am Strand stehenlassen, bei Ebbe ins warme Wasser stapfen, auf dem sich die Farben der untergehenden Sonne spiegeln, glitzernde Fußspuren und schäumende Wellen knipsen, ausrauchen und
die Ruhe genießen, Frau und FlipFlops wiederfinden. Hier ein paar Fotos:
Surf‘n‘Turf: Salzwasser macht Appetit auf Fisch/Meeresfrüchte und Hunger auf was Richtiges. So entstand wohl diese Kreation ...
Die Städte Nordspaniens bestehen alle aus Fabriken, Werften, Stahlwerken, Ruinen – haben sie die Industrialisierung des Landes getragen, und kämpfen heute mit dem sog. Strukturwandel ...
Altamira:
eine der berühmtesten Höhlen überhaupt.
Das „Neocave“ (3 EUR p.P.) ist eine Nachbildung der Höhle nebenan, inkl. ihrer berühmten Felszeichnungen. Interessante Ausstellung über das Leben in der Steinzeit nebenan, Cafeteria, Toiletten,
alles top. Wer will da noch in eine echte Höhle? Die wäre eh nur sehr limitiert zu sehen, nachdem Touristen in den 60ern mit ihrem Atem (Feuchtigkeit) die Zeichnungen fast ruiniert hatten.
Anfahrt: bei Santillana del Mar abbiegen.
Santillana ist ein nettes Städtchen aus dem Mittelalter, und einen Besuch wert (http://wortlaterne.blogspot.de/2015/05/retro-reise-bericht-spanien-teil-1-2006_9.html)
ASTURIAS
Das grüne Wunder Spaniens. Links Berge, rechts Atlantik.
Alles ist Grün. Saftige Wiesen, Flüsse, hohe Berge. Die Picos de Europa, bis 2.600m hoch, stehen fast direkt neben dem Meer.
Die Brückengeländer an der Autobahn sind blau (Asturias-blau?).
Cudillero - Epic-Altstadt-Rallye
Kleiner Fischerort, bei Touristen beliebt. Wir fahren (unfreiwilig) einmal durch.
Steil bergab, kurvig, durch den Hafen, vorbei am Großparkplatz.
Bunte, kleine Häuser kleben am Berg, über der Bucht, über dem alten Hafen. Horden an Touristen laufen durch die Gassen, viele Restaurants warten auf sie.
Die Straße ist eng, meist nur 1 Spur breit. Zum Glück kommt kein Gegenverkehr. Freiwillig würde ich hier nie fahren. Steil und kurvig geht es bergauf. Oben am Hügel sind die Außenbezirke, wir
verlassen den Ort, finden die richtige Abzweige zum Campingplatz.
Zwei Mädels, ruhig und mit Brille, buchen uns rein, machen dann wieder Hausaufgaben.
In der Früh wecken mich der heisere Hahn, ein Uhu, Singvögel und Möwen. Eine Stelze läuft frech um unser Auto und auf dem Platz herum.
Wolken hängen in den Bergen fest, um 8:00 ist es noch duster. „Asturias, das grüne Naturwunder“ meint der Aufkleber auf dem Wohnmobil nebenan. So siehts aus.
„Buenas dias“ murmelt der Chef leise, als er die Mülltonne nach vorne zieht, während ich zur Dusche schlappe. Ab 9:00 werden die Leute langsam wach, aber es bleibt ruhig. Von temperamentvollen
Südländern sind wir hier weit entfernt.
Oviedo
am Monte Naranco gibt es präromanische Kirchen zu sehen:
San Miguel de Lillo
Santa Maria del Naranco
Um das Jahr 800 war Asturias eine der Keimzellen der Romanik – der großen europ. Hochkultur nach dem finsteren Zeitalter der Völkerwanderung.
Warum hier?
Im 7. Jh. breiteten sich die Araber über Nordafrika aus, kamen über Gibraltar auf die iberische Halbinsel, eroberten ganz Portugal und ganz Spanien. Ganz Spanien? Nein – ein kleines Nest im
Norden leistete Widerstand.
Dieses Nest war das Königreich Asturias, und baute betont abendländisch, christlich, europäisch – setzte sich den Eroberern kühn entgegen. Nach und nach gewannen sie Land dazu. Dies gilt als
Beginn der Reconquista, der Rückeroberung Spaniens für die Christen.
o.l.: typischer Getreidespeicher
o.r.: Hohlweg, vom Parkplatz
Mitte: San Miguel de Lillo
unten: Santa Maria del Naranco
EINSCHUB Reconquista
Wie ging es weiter?
Durch Heirat kam die Krone nach Leon. Für diesen Anspruch baute Leon übrigens eine Kathedrale, ganz im Stil der Zeit: französisch bzw. gotisch (das war im 12. Jh.). Das Land dort ist nach den
vielen Burgen / Festungen / Kastellen benannt: Kastilien.
Anbei: die militärische = territoriale Rückeroberung ist die eine Sache, die Herzen der Menschen zu erreichen eine ganz andere. Zu diesem Zweck standen in Katalonien riesige Klöster, die Mönche
„für den Export“ ausbildeten. Sie wurden in die rückeroberten Gebiete geschickt, um den Menschen ein kulturelles Leben, sprich: eine Identität zu geben. Der Plan ging auf: 1492 galt die
Reconquista als abgeschlossen.
EINSCHUB ENDE
Im „Interpretationszentrum“ (den Fußweg vom Gratisparkplatz hoch) wird die Geschichte der astur. Prä-Romanik schön erklärt (Kaffeeautomat und Gratis-Toilette vorh.). Schöne Bücher zum Thema, die
meisten aber nur auf spanisch. Die Kassiererin ist sehr ruhig.
Während meine Frau zeichnet (= vernünftige Beschäftigung), knipse ich ein älteres span. Paar vor dem Kirchlein und blödle mit ihnen. Ob ich dafür ein Foto mit mir möchte? Nein,
ich bevorzuge schöne Fotos, also ohne mich ...
Von unten, aus der Stadt, tönt lustiges Gebimmel – das Glockenspiel der Kathedrale mit einer netten Melodei. Später folgen Böllerschüsse.
Mit dem Auto durch Oviedo, sonntags 14 Uhr: wenig Verkehr. Vorbei am Park San Francisco. Kein Geschrei, kein Geschnatter, trotz schönstem Sonntagswetter.
Mein Eindruck bleibt: der Asturianer mag es ruhig.
Wir sehen noch 3-4 Autos mit dem astur. Kreuz als Aufkleber am Heck („wir sind wir“?), dann bringt uns die Autobahn, an Industrie-Kleinstädten vorbei, die Berge hoch. Massive und stolze Berge,
grünes Land, Wald, Felder, Kühe, Wiesen – grüner gehts nicht.
Nach einem langen Tunnel sind wir woanders:
o.l.: Nordseite der Berge (feucht), in Asturias
o.r.: Südseite der Berge (trocken), in Kastilien
KASTILIEN (Castilla y León)
Die Berge sind immer noch wuchtig, aber es ist trockener, steiniger, der Wald fehlt. Wir sind auf der Südseite der Berge, auf der Hochebene, im Landesinneren.
Die Brückengeländer an der Autobahn sind gelb (Kastilisch-gelb?).
Ein Stausee füllt das Tal, leeres Land liegt zwischen den Bergen. Auf den braunen Bergkämmen stehen viele Windräder. Etwas tiefer kommt wieder Wald, auf trockenem Boden, zieht
sich ohne Unterbrechung über die Hügel. Die Erde ist rot, tritt immer wieder ans Licht. Für uns sieht es aus wie in Amerika. Rock FM bringt uns die Hits der Rockgeschichte ins Auto.
Camping Bierzo (bei Ponferrada): (Epic-Camping)
(campingbierzo.com)
kleiner Platz mit schönen Laubbäumen. Wenig los, wir sitzen bis spät abends draußen und genießen die Ruhe.
Für diesen Platz muss ich einfach die Werbetrommel rühren. Er wirkt herrlich aus der Zeit gefallen. Computer und Internet gibt es nicht, die Anmeldung passiert von Hand. Alles wirkt selbstgebaut,
manches sieht aus nach den 70ern. Aber: alles ist da (außer WLAN), sauber, und funktioniert. Wer dieses Refugium sehen will, und Ruhe in guter Luft genießen möchte, sollte sich auf den Weg
machen.
Beim rasieren: neben mir stehen 2 Spanier, klein und stämmig. Bei ihrer Größe ist es mühelos. Ich bücke mich immer wieder, um den Spiegel nutzen zu können, der mir nur hoch bis zum Hals reicht.
Und mit meinem Eisenbart habe ich etwas mehr zu sägen ... So ist das eben, als Gast aus dem Barbaricum ...
Camping als „zurück zur Natur“? Mein Senf: campen hat mit Wildnis nix zu tun. Dreh- und Angelpunkt bleibt das Auto, in ihm sind alle Klamotten und alles Zubehör. Man isst
Sachen aus dem Supermarkt. ABER: wir sind ständig an der frischen Luft, der Kopf raucht aus, und ich vermisse nichts. Internet und Fernsehen werden abstrakte Ideen. Es ist erstaunlich wie wenig
man wirklich braucht …
Übrigens wird es deutlich später hell. Um 8 ist es noch dämmrig, ab 9:30 kommt die Sonne über die Wipfel. Wir sind auf der Höhe von England, Irland und Portugal. Diese Länder haben eine eigene
Zeitzone (MEZ -1h), während hier in Spanien die MEZ gilt.
Im Bierzo
Beim Recycling: ich halte am Container im Ort, um Flaschen zu entsorgen. Im 1. Stock einer unbewohnt wirkenden Bruchbude kommt ein Hund auf den Balkon und kläfft mich an. 2 Häuser weiter kommt
das Echo von einem anderen Hund.
Durch Libraville de la Jurisdicción fahren wir geradeaus durch (und staunen über den Namen).
2 Orte weiter steht das hier mit Schablone an eine Wand gepinselt: „Espero en Richmond“ (ich warte in Richmond). (Soll wohl heißen: ich bin schon in Amerika und warte auf euch?)
Das Bierzo ist bis heute von Abbau und Abwanderung geprägt - Steinbrüche, Kohleminen und verlassene Häuser sieht man allerorten.
13 Uhr, die Sonne knallt rein. Wir sitzen auf der Schattenbank. Ein Lüftchen trockenen Windes raschelt durch die Bäume, macht es angenehm. Eine Zikade zirpt, Bienen sausen, die Frau zeichnet,
grüne Berge, trockene Luft, 25°C - ein perfekter Sommertag.
Las Médulas
Was wie ein cooler Canyon aussieht, ist in Wirklichkeit eine antike Halde. Die alten Römer ließen hier Gold fördern. Dazu wurden Kanäle gebaut, um Wasser aus 90-100 km Entfernung herzuschaffen.
Der Berg wurde abgetragen und weggespült. Bis heute sieht man den Höhenunterschied – geschätzte 30 Höhenmeter sind weg.
Historiker gehen davon aus, dass 100.000 Sklaven im Einsatz waren, und 1 Million Tonnen Gold abbauten – alles für Rom. Sogar einen Stausee ließen sie anlegen, damit es immer genug Wasser zum
Goldwaschen gibt.
Heute ist das Gold weg, die Kanäle sind leer, zurück bleibt die Halde eines in der Antike abgetragenen Berges.
Längst hat sich die Natur den Raum erobert. Maronenbäume wachsen überall, Schwalben flattern herum, haben ihre Nester im roten Fels.
Im Ort Las Médulas trinken wir Kaffee und essen Kastanienkuchen. Hinter dem Tresen stehen tönerne Pilze mit Löchern, als Laternen. Die Wandschränke zieren Gesichter von Trollen, die Säulen sind
Figuren oder Adler, die Schubladengriffe sind weiß mit Löchern, wie längliche Pilze.
Rallye Bierzo
Die Aufgabe: Von Ponferrada zum Campingplatz. Also los!
Am Kanal entlang, mit Tempo 50, an Bruchbuden und Villen vorbei. Es geht nur geradeaus. Dann abbiegen.
Auf engen Straßen durch kleine Dörfer, die alle gleich aussehen, viel zu wenige Wegweiser haben, zu viele kleine Kreisverkehre, an denen die wichtigen Ziele fehlen. Ja, nur einen Ort weiter nach
Westen, unter der Eisenbahn durch, aus dem Ort hinaus schleichen, auf die Landstraße einbiegen, die Straße ... endet ... an einem Werkstor.
Auf der Umfahrung zurück, wieder rein in den Ort, die unwahrscheinlichste Abfahrt nehmen. Nach 1 km kommt das richtige Dorf (das 1 km drüben n-i-c-h-t angeschrieben war!) und
aussieht wie alles sonst. Kurz Gasgeben - und ins Ziel!
Geschwindigkeitsprofil:
50-30-20-15-10-8-12-15-20-20-30-20 km/h
Rallye Ponferrada-Pamplona
Beim Recycling: ich halte am Container im Ort, um Flaschen zu entsorgen. Der Hund im 1. Stock der unbewohnt wirkenden Bruchbude kommt auf den Balkon, bellt kurz und verstummt dann. Er kennt mich
ja schon.
Zwischen Leon und Burgos sehen wir viel leeres Land, weite Felder mit Getreide, die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Eingerahmt von braunen Bergketten, auf denen Windräder stehen. Darüber
blauer Himmel mit Schönwetterwolken. Eine Stunde lang passiert fast gar nix, dann kommt Burgos, dann passiert wieder eine Stunde lang nix, kaum Dörfer längs des Wegs, und wenn nur kleine. Es ist
wie Amerika, nur schöner (mein pers. Spruch). Auch wenn es trocken aussieht – viele Flüsse fließen durch, überall stehen Bäume.
LA RIOJA
Auf einmal sind da Berge, richtige Berge, steil und zackig. Andere Berge als in Kastilien. Wo sie herkommen? Als die Iberische Insel an Europa krachte, falteten sich diese Berge und die Pyrenäen
auf.
Immer wieder ziehen sich Weinfelder die Berge hoch, schier endlos.
Bei Pamplona zelten wir.
NAVARRA
Der Norden Navarras ist baskisch geprägt, viele Schilder zweisprachig.
Wer sind eigentlich diese Basken?
Ihre Sprache hat keine Verwandten, sie gilt als die einzige nicht-indogermanische Sprache Europas. Wie das kommt?
Es gibt 2 Thesen in der Endrunde:
These 1 (verworfen): sie sind der Rest der Iberer, also der Ureinwohner der Iberischen Halbinsel.
These 2: Der Stamm der Auscer lebte in Aquitanien (Frankreich, bei Bordeaux), bevor keltische Gallier, Römer und Westgoten kamen. Ihre Hauptstadt, in heutiger Schreibweise, war Auch. Als Cäsar
ganz Gallien eroberte (ganz Gallien? Nein.) ergaben sich einige Stämme, andere zogen sich in die Pyrenäen zurück.
Aus den Pyrenäen kamen später die Basken. Ob diese Völker in Austausch standen, verwandt sind oder gar identisch, ist nicht abschließend geklärt.
Bardenas Real – Ab in die Wüste
Bei Tafalla und Tudela
Wüstenlandschaft. Verlassene Höfe stehen herum, in der Mitte hat das Militär ein Gelände. Aus dem flachen Gelände ragen Stelen und graue Bergzüge empor, es sieht aus wie Namibia oder
Amerika.
Wie ist das entstanden? Wie bereits erwähnt ist die Iberische Platte vor 35 Mill. Jahren an die europäische gerumst, an der Nahtstelle ragen die Pyrenäen auf.
Der Rio Ebro floss später durch die Badenas, fräste Schneisen und spülte die Berge ab. Heute fließt er an den Badenas vorbei, geblieben sind bizarre Felsformationen.
Hier ist eine der trockensten Ecken Spaniens (offiziell Aragon, das ist gleich nebenan).
Warmer Wind haucht über die Gegend, flache Dornbüsche wachsen, Fliegen brummen herum und die Sonne brennt rein. Im nächsten Auto summen 4 Jungs die Titelmelodie eines
Italo-Western. Die Straße ist meist nur Schotterpiste. 2 Geier kreisen über uns (ja: richtige Geier).
Und doch: hier wächst Gras, ein Bach fließt langsam und lässt Schilf wachsen, ein Schäfer führt seine Herde.
Das Info-Zentrum am Eingang des Parkes (freier Eintritt) bietet einen Gratisplan und saubere WCs (Pause von 14-15 Uhr, kein Kaffeeautomat). Die komplette Runde mit dem Auto dauert 1h. Wir fahren
die kurze Runde, bleiben über 1h, lassen die Wüste wirken.
Viele verlassene Tankstellen auf der Rückfahrt, wir fahren die Landstraße. Wenn das kein echtes Road-Movie-Feeling ist. In Tafalla gibt es endlich eine geöffnete, mit Tankwart. Er freut sich dass
wir kommen und ein wenig Spanisch können (wenn der wüsste ...).
In Itaroa, einem Vorort von Pamplona, fahren wir ins Parkhaus und bleiben in der Shopping-Mall (für einen Stadtbummel ist es uns viel zu warm).
Bei „Klaus Krunch“ gibt es belegte Brötchen, der Laden ist alpenländisch aufgemacht.
Rallye Pamplona-Orange
Der Wind wird frisch und lässt trockene Blätter am Zelt vorbei rascheln. Es riecht schon nach Herbst.
Die Landstraße (N121A) geht die Pyrenäen hoch, durch einen langen Tunnel, dann sind wir woanders. Wolken sind die Täler hochgezogen, hängen in den Baumwipfeln fest. Es regnet stark. Verglichen
mit der Wüste und der Pyrenäen-Südseite gestern ist es eine andere Welt.
Frankreich
Der Regen lässt nach, die Gegend wird trockener, ab Narbonne/Montpellier sind wir wieder woanders. 30°C, trocken, keine Wolken mehr, aber auch lang nicht mehr so grün.
Montpellier macht sich und wächst. Wir kaufen Vorräte ein, das Einkaufszentrum heißt „Odysseum“ (ein gewagter Name). Wird Montpellier ein HighTech-Zentrum? Häuser und Leute sehen danach aus.
Nimes hingegen wirkt abgerockt (wie auch vor 10 Jahren schon). Wir übernachten in Orange, fahren Tags drauf nach Hause.
Wieder im Barbaricum:
das fehlende Tempolimit in Deutschland ermöglicht versuchten Totschlag.
Vorbei mit entspannter Lebensart, alle haben den Stress weg.
Im Fast-Food-Lokal bestellen mehr und weniger schlanke Leute gekonnt und cool ihre Burger-Menü-Kombinationen (nur wir stehen reizüberflutet und ungeübt vor der Tafel). Wie in Amerika. Jetzt wären
ein paar Pintxos recht ...
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NOTIZEN
Allgemein:
wenig Geld in den Kassen. Kleine Scheine machen's leichter ...
Camping „El Bierzo“
Autovia A-6, Km. 399
Carretera N-VI, Km. 399
24550 Villamartin de la Abadia (Leon)