Taubertal
Mai 2023

 

enthält: Wertheim, Kloster Bronnbach, Burg Gamburg, Schwäbisch Hall, Miltenberg, Lohr am Main sowie Toppels Verdrehte Welt

 

Von Aalen folgen wir der B 19 am Kocher entlang. Der Bach schlängelt sich über Wiesen, in alten Dörfern stehen bunte Häuser, sitzen Leute zum Bier oder Imbiss.
Für einen ersten Urlaub fahren wir eine Woche ins Taubertal, dem fränkisch geprägten Norden Baden-Württembergs.
Die Aufschrift auf einer gelben Lok, die einen Güterzug zieht, verrät uns, wo wir sind:
In Baden-Württemberg, aka (also known as - auch bekannt als): „The Länd“.

Schwäbisch Hall
(Zwischenstop)

Türme und Mauern, Burgen und Kirchen, Fachwerk und farbenfrohe Häuser. Durch Handel und Salzgewinnung war die Stadt zu Wohlstand gekommen. Die Haller hatten sich im 15. Jh. massiv gegen Einflussversuche des Bistums Würzburg gewehrt, und ihre Zugehörigkeit zum Herzogtum Schwaben betont. Daher kommt der Namens-Vorsatz „Schwäbisch“.
Wir nehmen gleich die Treppe nach oben, schlendern durch die Altstadt auf dem Hügel neben dem Kocher. Und höher noch, die Stufen hinauf, zur Evang. Stadtpfarrkirche St. Michael. Der Platz vor dem Rathaus, unterhalb der Stufen, wird im Sommer für Theaterspiele genutzt. Und tatsächlich kommt es dort zu einem lautstarken Beziehungsdrama. Üben sie schon, sind es Schauspieler auf Tour, oder Studenten, die das ausprobieren? Wir finden es anstrengend und gehen lieber rein.

o.l.: das im Vordergrund, auf dem Platz vor dem Rathaus, ist Theater

 

St. Michael
Die Kirche ist erstaunlich voll an Kunst und Kuriositäten. Jede Menge Gemälde an der Wand, ein aufwändiges spätgotisches Gewölbe, alte Gemälde, teils direkt auf den Stein gemalt, steinerne Skulpturen. Für die Führung sind wir zu spät, so verpassen wir den Mammutzahn und das Beinhaus. Es gibt also genug zu staunen hier.

 

Und das war erst die Kirche. Auf dem Rückweg gibt es noch mehr zu sehen.
Schaut selbst:


Kloster Bronnbach
5,- EUR p.P.

Eine Zisterzienser-Abtei im Grünen. Südlich von Wertheim, an der einzigen Straße, neben der Tauber. Ab 1157 errichtet, im Barock modernisiert, bis heute erhalten. Die Kirche ist noch mit Blumendekor als Deckenmalerei verschönert, ein großer Kreuzgang führt um den grünen Innenhof. Im Klostergebäude gibt es reich stuckierte und barock ausgestattete Säle zu finden, die teils noch auf ihre Renovierung warten. Vor dem Gebäude ist der Kräutergarten, mit großem Brunnen und vielen Steinfiguren. Es ist herrlich ruhig, nicht zu überlaufen, und es gibt viel zu entdecken.

r.u.: Detail der Stuckdecke. Müsste ein feuerspeiender Drache sein. Sieht eher aus wie ein kotzender Reiher ...

 

Danach sitzen wir im Garten, holen uns einen Imbiss von der „Futterluke“ (dem Kiosk des Klosters). Um uns herum fliegt etwas, steht meist in der Luft, um just dann nach oben zu ziehen, wenn ich ein Foto machen will. Nach ganz vielen Fotos, von denen einige tatsächlich gelungen sind, gelingt mir zuhause die Auswertung: es ist ein Wollschweber.
Faszinierend, oder?

 

o.: auch diese Sitzgelegenheit steht bereit

l.u.: das isser: der Wollschweber. Er steht in der Luft, während ich von unten das Foto mache.

Mein Zeitfenster beträgt ca. 10 Sekunden, dann zieht er nach oben weg ...

 

Burg und Burgpark Gamburg
13,- EUR p.P.
Bei Werbach

Eine alte Ritterburg, auf dem Hügel, über einen steilen Anstieg zu erreichen. Wir biegen nach der Kasse gleich zum Garten ab und hängen dort ab. Bonus-Feature: die Führung kommt vorbei, wir können Infos schnorren.
Im 15. Jh. kam eine Außenmauer um die Burg herum – das hat sie gerettet. Mit Erfindung des Schießpulvers, und damit dramatisch verbesserter Waffentechnik (Kanonen), war es mit der Burgenherrlichkeit vorbei. Die meisten verfielen. Doch diese Burg ist seit dem 12. Jh. bewohnt, das ganze Jahr über finden dort Veranstaltungen statt.

Zwischen den Mauern wurde ein Garten angelegt. Dort konnte man neue Pflanzen aufziehen und beobachten. Überall finden wir pfiffige Details, es gibt viel zu entdecken, es geht angenehm entspannt und ungezwungen zu.

 


Morgens, 05:54 Uhr
Einem Leuchtband gleich kommen die Scheinwerfer der Pendler-Autos aus den Hügeln des Spessarts, um die Fahrer in ihre Arbeit zu bringen.
Hinter der Burgruine Wertheim steigt die Sonne empor.

 

 

Miltenberg

(Unterfranken, Bayern)


Ein Ausflug bringt uns nach Oberfranken (Bayern). An einem Montag bei Nieselregen herum zu laufen, hat seinen eigenen Reiz. Auf den Straßen sind jetzt Rentner, Schüler auf dem Heimweg, Mütter, Arbeitslose, etc. Manche Leute schauen uns an, wundern sich.

In der Altstadt stehen schöne alte Fachwerkhäuser. Viele enge Gassen dazwischen für den Hang hinauf, dort verstecken sich die alten, ungepflegten Häuser – und manch Kleinod. In den Wäldern der umliegenden Hügel von Odenwald und Spessart hängen Wölkchen fest. Auf dem Main kommen immer wieder Kreuzfahrtschiffe vorbei. Wir wundern uns, wohin all die Leute sollen, wenn sie vom Schiff kommen. Doch heute ist es ruhig und trist. Im Buchladen nehme ich „Birnam Wood“ mit, wo es irgendwie um einen Erdrutsch geht. (Es ist ein spannender und kritischer Thriller aus Neuseeland, den ich zwischenzeitlich gelesen habe. Das mit dem Erdrutsch habe ich falsch aufgefasst – aber es hatte gut zum Ort und zum Wetter gepasst).
Und am Ende einer der Wege, die zwischen den Häusern hindurch zum Hang führen, finden wir den Jüdischen Friedhof. Hoch steht das Gras, dazwischen schauen einzelne Grabsteine mit hebräischen Inschriften heraus. 1904 wurde er geschlossen, das Gelände ist sich so ziemlich selbst überlassen. Ich staune und freue mich, dass er überlebt hat.

 

Meine Souvenirs bekomme ich nebenan in Kleinheubach, im REWE von Frau Bleifuß (die heißt wirklich so). Fränkisches Bier. Und mein Super-Regio-Souvenir: eine Flasche Apfelbrand, aus Äpfeln von Streuobstwiesen, mehrere Jahre im Fass gereift. Eine schöne Wertschätzung für Unterfranken, wie ich finde. Finanziert von Buch-Tantiemen – damit mir die Ideen nicht ausgehen und der Spaß weitergeht. Für uns beide. Vielen Dank euch für eure Unterstützung.

 


Der Tag in Wertheim
Wir gehen zur Burg, bzw. deren Ruine. Eintritt 2 EUR in Münzen, beim Drehkreuz einwerfen. Im Torhaus ist ein Wechselautomat.
Ein schöner Rundweg führt an den Mauern entlang. Man kann fast überall hin und sich Zeit lassen. Liegestühle und Bänke stehen bereit.
Wir sehen Dohlen, Turmfalken, Störche, einen Reiher im Vorbeiflug. Und eine Hornisse, die immer wieder in einem Erdloch verschwindet. Ihrer Größe und dem frühen Termin nach kann es sich um eine Königin handeln.

Danach gibt es Döner im Schlemmer-Express, der sein eigenes Brot bäckt. Es ist lecker, freundlich und wir fühlen uns wohl.

 

 


Abends, daheim
Lichter gehen an. Auch die Burgruine wird beleuchtet.
Nur in den Hügeln des Spessarts bleibt es dunkel

 

 

Lohr am Main

(Unterfranken, Bayern)


(Als Kind und Jugendlicher war ich oft hier, und habe ausschließlich schöne Erinnerungen. Die Erwartungen hängen also hoch, und können nur enttäuscht werden. Aber darum geht es hier nicht)

Fachwerk und Türme – das verbinde ich mit Lohr.
Den Beyersturm und die Fachwerkhäuser gibt es natürlich noch. Auch die vielen Eisdielen. Am Lohrer Schloss kann ich diesmal nicht vorbeigehen. Im 14. Jh. nach flämischen Vorbildern erbaut, im 15. Jh. mit Wassergraben und Mauern eingefasst, ist es ein Traum von einem mittelalterlichen Schloss. Auf dem Platz davor wartet Schneewittchen auf Besucher, um ihnen ihre Welt zu zeigen. Und im Schloss ist das Spessartmuseum untergebracht, das schauen wir uns an.

l.o.: der Beyersturm

r.o.: das Lohrer Schloss, mit dem Spessart-Museum

 

Wie kommt Schneewittchen hierher?
Wenn man die geographischen Hinweise des Märchens der Gebrüder Grimm analysiert, kommt man zu dem Schluss, dass das Märchen hier (und im angrenzenden Spessart) stattgefunden hat. Das hatten Lehrer und Stadträte in den 80er Jahren abends beim Wein herausgefunden (oder so ähnlich).
(Daneben gibt es 3-4 Städte in Deutschland, die ebenfalls das Märchen für sich reklamieren. Lohr hat dabei die wenigsten Pluspunkte gesammelt …) Das hält die Lohrer allerdings nicht davon ab, Stadtführungen mit schwarzhaarigen jungen Frauen in historisch anmutenden Kleidern anzubieten.

Spessartmuseum
Eintritt: ca. 2 EUR p.P.
https://spessartmuseum.de/

Im Schloss, dem Themenbereich „Wald und Mensch“ gewidmet. Eine überraschend schöne Ausstellung, die durchs ganze Schloss führt, was an sich schon sehenswert ist. Inklusive einer Märchenecke, in der das Schneewittchen-Märchen vorgelesen wird. Der Raum ist mit Wald-Tapete gegliedert. Wir sind die einzigen, verweilen, und hören es uns ganz an.
Viele Gläser, die in Werkstätten im Spessart handgefertigt und meist bemalt wurden. Mit Wappen, mythischen Motiven, uvm. Viele alte Sachen: Werkzeug, Waffen, Gemälde, Kleidung, etc. Immer wieder original eingerichtete Räume, mit den alten Möbeln …
Alles in allem eine kurzweilige, meist heitere und auch informative Ausstellung, für einen schmalen Preis.

Exponate im Museum. Flaschen und Humpen wurden früher im Spessart hergestellt

 

Für einen Stadtbummel nieselt es uns zu sehr.
Das Kaufhaus, an das ich schöne Erinnerungen habe, ist natürlich schon längst pleite. Die Ladenflächen nur zu einem ganz kleinen Teil von neuen Läden genutzt.
(Hier hatte ich den Rätselfuchs bekommen, ein Magazin für Kinder, mit dem ich tagelang Freude hatte und beschäftigt war; und das für 1,50 DM o.ä. - ein Top-Deal damals).

In einer der Bäckereien (Maxl-Bäck) nehmen wir uns was mit. Zumindest hier haben Traditionen überlebt. Der Mohnkuchen hat echte Streusel. Findet man nicht immer, und erinnert mich an meine Großtante im Spessart, die immer Streuselkuchen gebacken hatte.
Hier finden wir Granatsplitter. Sie sind in aller Regel ein Zeichen, dass hier noch selbst gebacken wird. Im Prinzip sind das die Reste der Kuchenherstellung, mit Schoko überzogen. Reine Auf-Back-Shops bieten sie nicht an …
So komme ich doch noch zu Nostalgie, wenn auch anders als erwartet (was meistens eh besser ist).



Toppels Verdrehte Welt
Almosenberg 6, Wertheim,  6,90 EUR p.P.
An der direkten Zufahrt zum Wertheim Village

Ja, hier ist das. Ein Haus, das auf dem Kopf steht. Voll eingerichtet und begehbar. Kulisse für lustige Fotos. Bis man gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.
Wer danach einen Kaffee in der Bar braucht (so wie wir): es hört nicht auf.
Und danach auf Toilette: die Tür öffnet ganz normal – auch wenn es falsch aussieht …
Ein Spaß für jedes Alter.

u.: in der Bar, wo auch die Kasse für den Eintritt ist.

Alle Bilder sind hier richtig herum.


Danach kann nur noch eins kommen: die A 3 und der Heimweg.
Es war eine schöne Zeit hier.

 

 

 

Das Buch:

Akiz - "Die Königin der Frösche"

 

Spielt 1799 und ist sprachlich auch dort angesiedelt. In einem der deutschen Mittelgebirge angesiedelt. Ein großer Spaß, wie ich finde.

Orientiert sich am bekannten Märchen, ist wie ein historischer Roman aufgebaut, erzählt aus verschiedenen Perspektiven, und ist sehr kurzweilig.

Gefunden in Lohr am Main. Das ist im Spessart, wo es durchaus spielen könnte.

 


Weiterstöbern?
Ein Oldtimer fährt gegen einen Baum und löst eine Kettenreaktion im Wald aus. Eine rasante und heitere Komödie.
 
Das Besondere:
es ist gratis und völlig unverbindlich.
Oben, über "Bücher' zu "Gratis-Bücher", oder hier entlang:
 
LINK


 

 

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