Lost in Seoul (1)
Ah, der Tag ist geschafft! Gegessen habe ich auch.
Jetzt ein billiges Bier, das wäre schön.
Aufgabe: finde das Lotte-Kaufhaus, und dort billiges Bier
Taktischer Hinweis: da hinten habe ich das Logo leuchten sehen, auf einem großen Haus, hinter all diesen verspiegelten Hochhäusern, die überall im Weg stehen.
Auf Sicht hin zu finden, ist also nicht wirklich möglich.
Elektronische Navigation ist nicht kompatibel, mir steht sie nicht zur Verfügung.
Aber welcher Abenteurer lässt sich davon schrecken? Also los!
Versuch 1:
Unter der breiten Hauptstraße durch.
Mit der Rolltreppe runter in den Battery-Park, eine unterirdische Imbiss-Passage, bei der um diese Uhrzeit jede Bude geschlossen hat. Hinten raus, in die Underground-Shopping-Mall. Vorbei an
alten Schallplatten, Geldwechselstuben, Pflegeprodukten, und vielen Ständen mit Tanten-Klamotten.
Bei diesem Stand mit Tanten-Klamotten, der die braunen Hosen hat, biege ich ab – also gut merken! Rolltreppe hochfahren.
Bin ich zu weit gelaufen, und im falschen Land rausgekommen? Da steht ein Denkmal, aus einer anderen Zeit, mit martialischen Figuren, wie ein sozialistisches Arbeiter -und Krieger-Denkmal. Die
vielen Smartphone-Zombies können nur heißen, dass ich noch südlich der innerkoreanischen Grenze bin. Spiegelnde Hochhäuser stehen herum. Das protzigste Gebäude, ein Doppel-Tower, ist übrigens von
der Post.
Von der Lotte-Mall keine Spur, also zurück. Wie war das mit dem Stand mit den braunen Hosen? Welcher von denen war das nochmals? Wo muss ich wie abbiegen?
Versuch 2:
Oberirdisch, über die Fußgängerampel. Einfach die Richtung halten, dann wird sie schon in Sicht kommen. Einbiegen in die Ladenmeile, mit ganz vielen Verkaufsständen, und noch mehr Passanten.
Alles und jeder sieht mir auf einmal sehr chinesisch aus.
An einer langen Mauer entlang stehen viele Polizisten, in Summe etwa 10 Beamte. Die hohe Steinmauer schützt einen riesigen Garten, mit einem Tower darin, und noch mehr Gebäuden. Das Gelände ist
riesig. „Botschaft der Volksrepublik China“ steht daran.
(Das ist eine klare Ansage. Die Botschaften anderer Länder sind „nur“ in großen Wohnhäusern … )
Ich komme zum Kaufhaus. Suche den Straßenübergang, komme nur auf 3 Etappen rüber.
Direkt davor ist die Puschkin-Plaza, mit einer kleinen Statue des Dichters. Private Institutionen hatten sie 2013 gestiftet, um die Zusammenarbeit Russlands und Koreas zu untermauern.
Jetzt noch die Getränke im Untergeschoss finden, in dem sich der Feinschmecker-Markt ausbreitet. Weiter, weiter, ja, da hinten, … Ich habe das Bier gefunden. Kleine und noch kleinere Dosen, zu
Preisen, die … , umgerechnet auf den Liter …, oha …, überhaupt nicht günstig sind. Im Gegenteil.
Versuch 3:
Ich gehe zurück, fast bis „heim“, dort in den Seven-Eleven. Es ist ein winziger Laden, in dem nur etwa 5 Leute Platz finden. Auf einem halben Meter stehen Dosen und Flaschen verschiedener
Brauereien, darunter viel Import-Ware. Ich finde, was ich suche – und das zu etwa den halben Preisen.
Meine Butze ist nur ums Eck. Aber um welches? Ich bin so viel im Kreis gelaufen … Hohe Häuser, die alle gleich aussehen und den Blick versperren … Bin ich hier schon einmal gewesen? Ich kann mich
echt nicht mehr erinnern, welchen Weg ich gehen muss …
Diese irre Story ist ein "Spin-Off" aus dem Reisebericht Südkorea:
https://wortlaterne.jimdo.com/reiseberichte/s%C3%BCdkorea-2019-white-edition/