TIEF IN BAYERN

eine Blog-Collage

 

Kuriositäten und Entdeckungen / kleine Erkenntnisse, abseits der breiten Wege.

(deshalb heißt es auch "tief in ...", nicht "best of")

 

Letzter Upload:  14.10.2018

 

 

 

Südliches Oberbayern:

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Skifahren  ("Ich höre Stimmen")
Brauneck-Bergbahn, bei Lenggries, im Winter 2012/2013. An einem sonnigen Tag mit viel Schnee („Kaiserwetter“)

„Hoit!“, ruft die Stimme aus dem Lautsprecher. Ich halte inne, sehe mich um, bin der Einzige am Skilift. „Hinter dir bin i. Im Schnee!“
Kein Mensch ist zu sehen. Verlegen winke ich zum leeren Häuschen am Lift, gehe durch die Schranke, nehme mir einen Bügel, fahre den Berg hoch und schmunzle über diesen Scherz.
Noch zwei Mal fahre ich diesen Lift, höre aber keine Stimmen mehr – bin auch nichtmehr  der Einzige am Lift.

 

 

Einschub Skifahren:

Am Alpenrand werden die Kinder auf die Skier gestellt und lernen fahren. So auch ich.

Bis heute fahre ich ohne Helm, fast nie mit Skibrille, in alten Klamotten.

 

Anekdote:

Vor vielen Jahren bin ich mit meinem Kumpel B. nach Österreich zum Skifahren. Wir waren mit Abstand die schlechtestgekleideten Fahrer, mit eher alter Ausrüstung.

Bei der trad. Talfahrt -von ganz oben, ohne anhalten, runter zum Parkplatz- (ca. 10-15 Min.), haben wir jeden, aber wirklich jeden überholt. So schnell wie wir war keiner unterwegs ...

Das ist der Punk.

 

 

Mein Weg zum Skigebiet führt am Kloster Reutberg (bei Sachsenkam) vorbei – wo mein Bier herkommt.

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Kloster Reutberg

1618 als Nonnenkloster gegründet, 1677 durch einen Frater verstärkt, der sich dem Bierbrauen annahm, um das Kloster mit Bier zu versorgen.
1786 erhielten arme Leute einen Trunk – statt teurem Wein bekamen sie den Haustrunk – was zu einem großen Andrang, auch von weither Gereisten, führte. Beschwerden über rege Brautätigkeit und Ausschank von früh bis spät halten sich über die Jahrhunderte, hauptsächlich von Wirten und Brauern aus der Umgebung, von Missbrauch der Konzession war die Rede.
Das hält die Reutberger nicht davon ab lustig weiterzubrauen und den Betrieb auszubauen.
Erst der Erste Weltkrieg mit seinen Folgen setzt dem Betrieb ein vorläufiges Ende, Spezialisten fehlen, die Brauerei schließt 1924 für 8 Monate.
Auf Initiative von Pfarrer Daisenberger wurde 1924 eine Genossenschaft gegründet, um den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Der Höhepunkt war in den 1960er Jahren; die drohende Auflösung 1987 konnte verhindert werden.

Bis heute gibt es das Bier zu kaufen (z.B. in Getränkemärkten in und um München). Die Etiketten sind schon lange nicht mehr zeitgemäß. In Bayern finde ich mit Abstand die hässlichsten Etiketten – die aber oft das beste Bier begleiten. In Amerika würde man es als Spezialität aus regionalen Zutaten verkaufen, das nur im jeweiligen Bundesstaat verkauft wird, in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen, und die Seele des Staates verkörpert ... In Bayern ist das selbstverständlich und keine Erwähnung wert.
Michael Jackson schreibt über Deutschland in seinem Buch „Biere der Welt“: „Bis in die 90er-Jahre hinein war der deutsche Biermarkt mit seinen etwa 1300 Brauereien, von denen längst nicht alle rentabel arbeiteten, für internationale Investoren alles andere als attraktiv. Viele Brauer vertraten die Ansicht, dass das Biergeschäft in Deutschland eben anderen Gesetzen folge als anderswo.“
    Das Kloster Reutberg folgt anderen Gesetzen und lebt diese Tradition. Das dunkle Bier von dort ist das beste Dunkle das ich kenne. Sollte „der Markt“ mit seiner Logik es „bereinigen“, würde mir echt etwas fehlen ...
    Anarschisch und eigenen Gesetzen folgend – das halte ich für unterstützenswert. Die Klosterbrauerei hat seit 340 Jahren ihre Unterstützer gefunden.

Kostprobe? Na, direkt auf der Terrasse des Klosterstüberls, vor Ort, mit Blick auf die Berge.

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Bald Anders: in der Bayrischen-Oberland-Bahn
06. Dezember, im BOB von Rosenheim nach München, 06:17 Uhr

Nach einer Erzählung von Mirela Manolache
https://mirelamanolachegallery.wordpress.com/

Nikolaustag. Ein Mann mit Rauschebart und einer Schachtel im Gepäck steigt ein. Er sieht mehr nach einem Obdachlosen mit seinen Habseligkeiten aus, denn nach Nikolaus mit Geschenken. Der Zug fährt los, die neuen Fahrgäste setzen sich, Ruhe kehrt ein.
Er schlendert durch die Reihen und beginnt laut zu reden. „Ihr seid irgendwie nicht gut drauf heute.“ Ein paar der Fahrgäste schauen ihn verwundert an, die meisten versuchen ihn nicht zu beachten.
„Du schaust gut aus“, meint er zu einer Frau. „Du bist bestimmt 60. Oder wie alt bist du?“
„Ja, 60“, erwidert sie verblüfft.
„Des hob I im Blick. I bin 59“, murmelt er und zieht weiter.
Ein junger Mann vor Mirela liest ein Buch, ihn spricht er an. „Was liest‘n da? Ah, des is nix! Kannst ruhig Dante Alighieri lesen, La Divina Commedia.“
Mirela öffnet ihre Augen, um zu sehen was vor sich geht. „Du kannst weiterschlafen“, meint er zu ihr nur.
Das ältere Ehepaar daneben wird seine nächste Station. „Du muasst di fühlen wia a König“, sagt er anerkennend zum Mann. „Deine Frau schaut aus wie eine Königin.“ Der Mann kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Die Schaffnerin kommt ins Abteil, will alle Fahrkarten sehen. Er hat kein Ticket und möchte eins kaufen.
„Wo steigen Sie denn aus?“, fragt sie.
„Des is eigentlich wurscht für mi.“
„Wo denn nun?“
„Ostbahnhof.“
Sie möchte 14 Euro von ihm, er hat aber nur zwei. Eilig wühlt der „König“ in seinem Geldbeutel, steckt ihm ein paar Münzen zu. Der Buchleser tut es ihm gleich, immer mehr Leute geben Geld, so bekommt er sein Ticket.
Vielleicht hat er ihren Tag aufgehellt. Vielleicht mögen sie ihn.

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Getroffen
08. Dezember, 07:42, im Erdinger Moos, zwischen Eicherloh und Fischerhäuser

Um dem unvermeidbaren Dezember-Morgen-Stau auf der A99 zu entgehen, umfahre ich ihn weiträumig, durchs Erdinger Moos, habe meinen Fotoapparat dabei, für alle Fälle.
Ein Mal steige ich ohne ihn aus, nur um mich zu strecken und die Luft einzusaugen. 20 Meter weiter parkt ein Kleinwagen, der Fahrer kommt zurück. Er trägt eine schwarze Jogginghose, Strümpfe oben darüber, eine schwarze Mütze, Trainingsjacke. In seiner Rechten trägt er ein Gewehr, über die linke Schulter ein erlegtes Reh.

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                                                                                                                  NEU  (05.08.2017)

Siegertsbrunner Leahats
(„Leonhards“, Leonhardifest), Juli 2017
Höhenkirchen-Siegertsbrunn
(aka HöSi, ich sage: HöSiBorg)

 

Leonhardi ist d-a-s Fest des Jahres. Teilweise ging der Festbetrieb, mit Live-Musik, schon donnerstags los (ganz brav, mit Bluesrock), ab Freitag Abend ist fast durchgehend Action.
Im Bierzelt rockt eine Band bis in die Nacht, ab 5 Uhr bimmeln die Glocken für die Wallfahrer.

Leonhardifahrten gehören in Altbayern zum Brauchtum. St. Leonhard ist Schutzpatron der Pferde, somit der ganzen ländlichen Bevölkerung.
Sonntag um 10:00 stehen alle bereit, die Straßen sind gesperrt, Nebenstraßen zugeparkt, nichts geht mehr. Pferde und Kutschen stehen bereit für die dreimalige Umfahung der Leonhardikirche.
Bis in die Ortsmitte greift der Kreis den sie fahren, um alle Gefährte unterzubringen. Kindergärten, Kirchen, Burschenvereine und die Brauerei aus dem Nachbarort – jede wichtige Gruppe hat eine geschmückte Kutsche.
Die Burschen haben schon Bierflaschen in der Hand, der Vorrat ist unter den Bänken an Bord. Blasmusik auf den Kapellenwagen, Stimmung, winkende Kinder, es geht entspannt zu.
Durch eine geöffnete Luke an beiden Kirchen-Modellen sehen wir, warum die Minikirche bimmelt: je ein Kind sitzt darin und läutet die Glocken.
In einem der Kindergartenwägen, zwischen all den Trachtenkindern, sitzt ein Junge mit indischem Gesicht, in Hemd, Samtsakko und Fliege.
Auf dem Kirchturm schaut ein Bursche, natürlich in Tracht, aus der Glockenöffnung. Ist er aus Übermut hochgeklettert? Und wundert sich wie er wieder herunterkommt? Er winkt Bekannten zu, schaut von oben herunter.

Neben jeder Kutsche läuft einer her, lässt die Pferde nicht aus den Augen, um bei Komplikationen gleich einzuspringen. Ohne Bier geht auch bei ihnen nicht viel.

Gegen elf endet der Festzug, erst jetzt öffnen Festzelt, Wurstbuden und Ausschank. Bier gibt es nur in Maßkrügen, es ist ja ein Fest.
(Maß = 1 Liter. Spricht sich „Mass“, wie in Fass oder fass!, nicht wie in Bemaßung.
Eine 0,5L-Flasche ist eine halbe Maß, also: „eine Halbe“ - so wird sie hier genannt).

Bier gehört zum guten Ton, ist das flüssige Brot.
(Schnaps sucht man i.d.R. vergeblich. Er ist stark, brutal, etwas um sich vorsätzlich abzuschießen - und da hören Spaß und Gemütlichkeit auf ...)

 

 

Bilder retuschiert, Personen anonymisiert, zum Persönlichkeitsschutz.

 

 

Montag nach Leonhardi
auf dem Edeka-Parkplatz

Meine Frau hat das Fenster des Autos offen, wir fahren im Schritttempo. 3 Osteuropäer sind im Gespräch, blödeln. Einer von ihnen streckt ihr seine Hand hin, gibt ihr „High Five“ im Vorbeifahren, zur allg. Heiterkeit.

In der Woche nach dem Fest beginnt die Ernte auf den Feldern, Heu und Gerste.
Ich verstehe Leonhardi im Sommer somit als „Erntebitte“.
Die meisten Leonhardifeste finden nämlich im Herbst statt, um den 6. November statt (Tag des Hl. Leonhard), somit eher als „Erntedank“.

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                                                                                                                    NEU (05.08.2017)

Fahrt ins Blaue: Warngau, Spitzingsee, Winklstüberl

Juli 2017

An einem der sommerlichen Stauwochenenden machen wir einen Ausflug in die Berge. Auf sämtlichen Schleichwegen kommen wir nach Warngau.

Osterwarngau: im Kirchhof von St. Georg stehen eiserne Grabkreuze, mit dem eisernen Kreuz, Jahreszahl und Namen des Gefallenen (hatte ich so nirgends sonst gesehen). 
Das Innere der Kirche wurde barockisiert. Auffallend (für mich) ist der Anbau eines halben Gebäudes an die Seite der Kirche (als Sakristei?).


Oberwarngau: vor dem Gasthof zur Post sitzen Einheimische in Tracht beim Bier.
Bei „Il Gelato“ gibt es lecker Eis von echten Italienern, z.B. „Holunderblüte“ (als „bayerische Eissorte“?), alles sehr lecker und gemütlich.

Warngau gilt als abgelegen und ursprünglich erhalten, ist deshalb beliebt bei Ausflüglern. Tatsächlich streiften den Ort nur wenige historische Großereignisse.
Im Dreißigjährigen Krieg beispielsweise wurde der Ort in Mitleidenschaft gezogen. Bezeichnenderweise nicht von den eindringenden schwedischen Truppen, die München erobert hatten – sondern von spanischen, unter Herzog Feria, die das katholische Lager unterstützen sollten, allerdings verroht waren, plünderten und die Bevölkerung misshandelten.

Die Wallfahrtskirche Allerheiligen steht außerhalb, etwa 1 km südlich von Warngau. Auch hier ist ein halbes Haus angebaut (was ich so nirgends sonst gesehen hatte).

Allerheiligen

 

Wall (genauer gesagt: Stadt Miesbach, OT Müller am Baum): im Tal der Mangfall steht eine große und verlassene Papierfabrik (1997 stillgelegt). Bis heute dominiert sie den Ort, die weitere Nutzung steht noch nicht fest.

 

Am Schliersee und am Spitzingsee ist uns der Rummel zu arg. Wir fahren zum Wolfsee und wollen nach Birkenstein wandern, einer Wallfahrtskirche in einem Ortsteil von Fischbachau. An der Wolfseehalle starten wir, spazieren an einem Bächlein entlang. In Birkenstein kommen wir nie an. Dafür haben wir, was wir gesucht hatten: eine nette kleine Wanderung im Grünen, am Wasser, ohne Touristenrummel.

l.o.: Historismus-Ruine o.ä. am Wolfsee.

Zum Wolfsee bin ich als Kind ein paar Mal gefahren, und fand es immer irgendwie unheimlich. Diese künstliche Ruine macht es nicht besser ...


Das nahe Winklstüberl braucht eigentlich keine Erklärung. Seit 50 Jahren backen die Betreiber täglich frische Kuchen, Torten, Schmalzgebäcke uvm. Aus ganz Deutschland parken hier Autos.
Die Räume sind rustikal-gemütlich eingerichtet, beinhalten eine beeindruckende Sammlung alter Kaffeemühlen, die sich durch alle Räume zieht.
Beim Thekenverkauf („Take-away“) schneidet die junge Konditorin im Akkord die Stücke, eine zweite verpackt und kassiert. Die erste Frage: wieviele Stücke werden es bei Ihnen? Zeit für einen Plausch bleibt ihnen nicht.

Durch das Leitzachtal geht es kurvig runter, ein paar alte Mühlen sind heute Gaststätten, und bei Kreuzstraße wieder hoch. Die Strecke ist bei Bikern sehr beliegt.

In einem Supermarkt in Miesbach endet unsere kleine Tour. Die Kassiererin wirkt sehr südländisch. Gegen einen Migrationshintergrund spricht allerdings ihr Dialekt - tiefstes bayrisch. Vielleicht hat sie Einflüsse der alten Römer geerbt, die in der Antike hier waren? Oder gar Einflüsse der spanischen Truppen von Herzog Feria?

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                                                          Finsinger Weiher, Erdinger Moos, im Sommer  (NEU 09.08.2017)

 

Erster August: drückende Hitze liegt tagelang auf dem Land, Um 8:00 Früh schwimmen die ersten Rentner im See.

 

Siebter August: nach ein paar Regentagen wärmt sich das Land wieder auf. Dampf wabert auf dem Wasser,

Auf dem Parkplatz turnt einer neben seinem Auto, führt kleinere Reparaturen durch. Das Autoradio läuft laut, "Africa", von Rose Laurens, schallt es über den See – ich fühle mich fast wie dort.

 

An der Goldach, einem Kanal zur Entwässerung des Mooses, in etwa dort, wo im Winter der Rehbock gejagt wurde, liegt ein Stück Kieferknochen auf dem Kies.

 

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06.12.2017                                                                                                                   NEU

 

LAUSER WEIHER

(bei Feldkirchen-Westerham, Lkr. Rosenheim)

 

 

Ein milder Tag im Spätsommer. Zwei Kinder stochern mit einem Stock im klaren Wasser, wollen einen Krebs rausangeln, der jedoch wenig Lust dazu hat. Im Hochsommer war hier noch Trubel, jetzt lässt es nach.

Wir gehen "rüber" in den Ort Unterlaus (Wildes Plakatieren verboten) und sehen uns um. Die Gaststätte bietet original bayer. Ambiente. 1970 wurde sie erneuert, 1991 restauriert (-> also kein Chichi).

 

Die Kirche St. Vitus ist geöffnet und ich bin neugierig. Auf den ersten Blick ist es eine nachbarockisierte Dorfkirche, wie hunderte in Bayern. Kurioses gibt es dennoch:

- Der Bierkrug an der Wand? Bei der "Schmiererei", die Jahrhunderte überdauern durfte: der kann auch für Pflanzen sein, Weihwasser, o.ä.

- Die Sargdeckel an der Wand? Ja, das hatte ich noch nie gesehen ...

- Der Turm: ein Aushang erzählt die Geschichte:

 

Der Turm gehörte zu einem Stützpunkt der alten Römer. Die Kirche wurde später drangebaut. So erklärt sich auch die leicht erhöhte Lage der Kirche.

 

Es gibt sicher noch viele Beispiele, wo die Kirche an einen vorhandenen Turm gebaut wurde

(ich selbst kenne sonst nur Regen im Bayer. Wald).

Für mich persönlich wirft das ein wenig Licht in eine dunkle Zeit ...

 

Die Palmenblätter (als Stuck) an der Decke, gleich an den Fenstern, bringen ebenfalls ein wenig "Licht" und Freundlichkeit ...

 

Am Weiher haben die Kinder aufgegeben. Der Krebs hockt noch immer da unten, im Wasser.

 

 

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                                                                                                                                                NEU 03.03.2018

Das Schloss ist weg

Anzing
(Lkr. Ebersberg)

(Wildes Plakatieren verboten)

Im kleinen Ort Anzing, neben dem großen Ebersberger Forst, steht eine kleine Schlosskapelle, ohne erkennbaren Grund. Für so einen kleinen Ort ist das etwas Besonderes, vom Stil her ganz eigen, und ich erkenne nicht gleich was es damit auf sich hat. Um die Kapelle herum sind Grundstücke mit Höfen und Häusern, eine normale Wohngegend. Der Abdruck eines alten Stichs, der daneben gezeigt wird, zeigt das Schloss Anzing, zu der die Kapelle einst gehörte. Diese beiden Indizien sind die letzten Überbleibsel des Bauwerks.

Im Internet finde ich ein paar wenige Spuren. Die einheimische Adelsfamilie Armannsperg verkaufte ihr Schloss und ihre Güter.
1633 kaufte es Ratsherr Leonhard Höger, von Kurfürst Ferdinand in den Adelsstand erhoben.
1669-1699 wurde die Kapelle im Auftrag der Fam. Högner erbaut.
Bis 1783 blieb die Familie in Anzing.

Mehr Spuren finde ich nicht. Das Schloss ist komplett verschwunden – „Nach 1800 verfallen“, heißt es.
Und die Kapelle? Vielleicht traute sich bei einem Gotteshaus keiner Hand anzulegen, wie so oft in der Geschichte.

Wer sie sehen will: einfach reingehen, die Tür ist offen.
Und wie finde ich dorthin? Na – einfach in Nord-Süd-Richtung durch den Ort fahren; direkt an der Straße steht sie, nicht zu übersehen.

Nur das Schloss – das ist weg.

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                                                                                                                                    NEU 08.08.2018

Wassergeister oder Erntesegen

Im Erdinger Moos, an der Goldach, Juni & Juli (2018)

 

Am Brückengeländer hängen Gebinde aus Getreide. Unten plätschert die Goldach.

 

Bei den alten Kelten gab es den Brauch, in der Nähe von Quellen u.ä. Gewässern Opfer zu bringen, um für eine gute Ernte zu bitten – also um ausreichend Wasser, aber nicht zu viel davon.

 

Es begann mit 1 Gebinde, Anfang Juni, letztlich wurden es 3. Das letzte sah mir nach Mais aus.

Irgendwann, einige Wochen später, waren sie wieder verschwunden. Zwischenzeitlich wurde die Ernte eingeholt.

Im Gegensatz zur restlichen Nation gab es hier keine Dürre (auch keine Überschwemmung). Der Zauber wirkt.

 

Allerdings ist das Erdinger Moos von zahlreichen Bächen und Kanäle  durchzogen, also eine feuchte Gegend.

Eine gute Nachbarschaft zum Wasser -und seinen Geistern- ist hier lebensnotwendig.

 

Hier noch ein externer Link zum Thema:

https://www.engelundelfen.com/natur/elemente/element-wasser

 

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                                                                                                                                    NEU 10.08.2018

Im Erdinger Moos, am Strampfbach, (August 2018)

 

Wieder einmal parke ich am Strampfbach und spaziere. Ein Transporter, mit 3 Männern an Bord, biegt ein und hält an, die Fenster offen.

Ich gehe hin, frage ob ich im Weg parke etc. Leise, genuschelt und in vollem Dialekt antwortet mir der Fahrer. Ich verstehe kein Wort. In der Wiederholung wird es mir klar verständlich: sie fahren umher und schauen nach ihren Apfelbäumen, ob sie schon pflücken sollen ...

 

So lautlos, wie sie kamen, sind sie wieder weg.

 

Mein Eindruck bleibt: dass die Einwohner des Mooses die Ruhe mögen ...

 

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Römerstraße
Zwischen Brunnthal/Otterloh und Oberhaching, ca. 500 m östlich der Straße, über Forstwege zu erreichen, läuft stangengerade eine erhöhte Trasse durch den Wald. Es sind Reste der Römerstraße von Salzburg nach Augsburg.

Im Hachinger Tal wurden 2005 sensationelle Funde zutage gefördert. Rubinbesetzte Broschen bzw. Scheibenfibeln, Seide aus China – reiche Grabbeigaben, die auf einen Herrschersitz schließen lassen.
Im Jahr 2010 wurden sie in einer Sonderausstellung („Karfunkelstein und Seide“) in der Archäologischen Staatssammlung München gezeigt (die Wortlaterne war vor Ort).

Die Herkunft der Rubine konnte anhand ihrer Kristallstruktur auf Indien lokalisiert werden, die Seide auf China.
Solche Scheibenfibeln konnten nur von römischen Meistern angefertigt werden – zu einer Zeit, als es das Römische Reich schon nicht mehr gab.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Fibeln im Reich der Ostgoten (mit Hauptstadt Ravenna) angefertigt wurden. Die Familie im Hachinger Tal musste also irgendeinen Bezug zu den Ostgoten bzw. nach Norditalien gehabt haben.
Der Fund wirft ein wenig Licht auf das Dunkel der Zeit, bringt aber eine Menge neuer Fragen. Die Entstehung Bayerns fällt genau in diese dunkle Zeit.

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Altenstadt: Romanische Basilika St. Peter
bei Schongau

In Altenstadt steht eine romanische Basilika, mehr oder weniger im Originalzustand. Nicht barockisiert. Und das in Bayern?

Altenstadt hieß früher Schongau. Die Straße von Augsburg nach Italien lief hier vorbei. Durch Handel wurde die Stadt reich und konnte sich im 12. Jh. diese Kirche leisten, im Stil der Zeit: spätromanisch.
Dann verschob sich der Verkehr, von der Straße aufs Wasser. Schongau zog im 13. Jh. an den Lech, nahm den Namen mit. Alt-Schongau bleib zurück, wurde Altenstadt genannt und fiel in einen Dornröschenschlaf. Die Barockisierung lief am Ort vorbei – für Bayern untypisch.

Im Inneren sind romanische und frühgotische Fresken erhalten. Außer ein paar Sicherungsmaßnahmen und Ausbesserungen ist nicht viel passiert, erst in den 1960er Jahren wurde die Basilika St. Peter restauriert.
Bis heute ist nicht viel los in Altenstadt. Genau deshalb ist eine ruhige „Zeitreise“ hier möglich: über die Türschwelle treten und in eine andere Zeit oder Welt eintauchen ...

Dialektmäßig zählt Altenstadt übrigens zum Lechrain (dessen Zentrum Landsberg am Lech ist). Klingt zuerst allgäuerisch, weist aber bayrische Einflüsse auf – eine Verschmelzung von bayrischen und alemannischen Dialekten, an der Grenze der beiden Gebiete

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                                                                            6. Dezember - Nikolaustag

 

Wenn Du zu Weihnachten, als Geschenk vom Lieferanten, anstatt "Fabrikstollen und dem ganzen Schmarrn" das hier in deiner Tüte findest – dann weißt du, wo du bist:

 

Tief in Bayern.

 

 

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                                                                                                           Upload:  13.01.2018

 

DAS ALLGÄU

(Ostallgäu)

Eine kleine Collage

 

Im Radio läuft Leopold Mozart „Sinfonia di Caccia“, 1. Satz, mit Kugelbüchse, als Einstimmung zum Halali. Und tatsächlich schießt das Orchester im Takt mit einer Büchse. Wir überqueren den Lech.

 

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Der schiefe Turm von Immenthal

„Der Turm ist schief!“
Im Vorbeifahren fällt es mir auf. Die Schwiegerleute sind schon hundert Mal hier vorbei, ihnen fällt es nicht mehr auf. Auf dem Rückweg von der Sennerei fahre ich in den Ort, parke, schleiche um die Kapelle herum, mache Fotos.

Der Nachbar-Bauer kommt langsam auf mich zu, beginnt ein Gespräch, fragt ob ich die Kapelle von innen sehen will. Na klar!

Der schiefe Turm ist bauartbedingt. Von innen wird es völlig klar. Das Türmchen sitzt halb auf der steinernen Außenmauer, halb auf den hölzernen Säulen, die die Empore tragen.
Holz schwindet nur leider, im Laufe der Jahre und Jahrhunderte, während zusätzlich von oben Gewicht drückt. Das Türmchen kann also gar nicht anders als kippen.

Die Stadtansicht von Obergünzburg hat sich in das Deckengemälde eingeschlichen. Die Wände zieren Votivbilder zur Pferdepest: als Pferde das einzige Mittel zum Transport und zum Ackerbau waren, war die Pferdepest eine Katastrophe (vergleichbar: als wenn heute der Diesel ausgeht). Jedes Votivbild war ein Dank aus tiefstem Herzen, dass die Pest vorüber ging. 

Im Altarraum hängt ein Bild, das vermutlich während der Säkularisation aus dem Kloster Ottobeuren geflogen ist. Der Hl. Magnus, auf schwarzem Grund, mit der Stadtansicht von Ottobeuren.

Vielen Dank an den freundlichen Kirchenwart!

Details: Kapelle St. Wolfgang, Immenthal.

l.o.: aber ganz deutlich ist der schief (?)

l.M.: die eingezogene Empore, von Holzsäulen getragen - genau unter dem Türmchen

M., 3. v.l.: Oben: der Himmel; unten: Obergünzburg. Ein klares Weltbild

 

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Die Dorfsennerei in Untrasried

ein kleiner Laden, in dem nicht mehr als 10 Kunden Platz haben. Bietet ca. 5 Käsesorten aus eigener Herstellung, oder von Höfen zugekauft.

Stücke werden von Hand zugeschnitten, nach Absprache mit den Kunden. Alles freundlich und sorgfältig. Die Luft riecht nach Käse.
Kundschaft kommt und geht, es ist immer etwas los. Die Allgäuer lieben ihren Käse.

MO-SA 09:00-12:00  &  16:00-18:00

 

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Kässpatzen
Am Abend darf ich beim kochen helfen – was ich als Ehrung auffasse. Original Allgäuer Käsespätzle – und ich sehe jedes Geheimnis ...

Die Spätzle werden natürlich hausgemacht; ein Spätzlehobel ist natürlich unabdingbar in jedem Haushalt.
Den Teig in heißes Wasser hobeln, warten bis er auftaucht, abschöpfen – fertig sind die Spätzle.

Diese in eine Auflaufform tun. Das Ganze schichten: Spätzle, Käse, Spätzle, Käse. Weißlacker muss rein. Ist ein lokaler, stark riechender Käse (ähnlich dem Harzer Roller), davon aber nur wenig. Eine Kelle vom Spätzlewasser kommt mit rein.

Dann vorm Ofen stehen und schauen.

Nebenher: Zwiebelringe in Butter anbraten, dazu servieren.

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Ach ja: Pizza vom Lieferservice gibt es, gegen geringen Aufpreis, auch mit „Käserand“. Der dickere Teig am Rand umschließt eine „Schnur“ aus Emmentaler – als Extraportion. Die Allgäuer lieben ihren Käse.
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Obergünzburg:

„Des muasch aluaga“, ordnet das Schild am Ortseingang an. Das Südseemuseum. Wenn es öffnet, sind wir da.

Der Ort ist zum einkaufen ganz gut. Ein Gasthof „Grüner Baum“ darf nicht fehlen. Im bayer. Schwaben finde ich sie in jedem zweiten Ort (sonst nirgends). Die „Milchfabrik“ dominiert den Ort: Saliter füllt Milch ab, verarbeitet sie, betreibt sogar eine Bank.

Das Südseemuseum öffnet; genauer gesagt: das Heimatmuseum, Südsee-Sammlung Obergünzburg (inkl. Sammlung Karl Nauer), im Neubau.

Kapitän Karl Nauer aus Obergünzburg war ab 1903 viel im Südpazifik unterwegs, brachte viele Fotos, Berichte und Artefakte mit.
Mit dem „Fahrstuhl“ fahren wir ins Zielgebiet. Monitore zeigen uns die glühenden Farben des Erdinneren, das wir durchqueren, und die jeweilige Außentemperatur. Dann kommen wir an und dürfen aussteigen.
Dioramen zeigen uns Dörfer, Landschaften, Tiere und Menschen; erzählen vom Leben hier als die Weißen ankamen; von den Veränderungen durch unseren Einfluss; und von Problemen, die dadurch bis heute bestehen.

http://www.suedseesammlung.de/index.php?plink=index

M.l.: Milchwerk und Bank in einem Foto

u.r.: ist Touristenwurst für oder aus Touristen?

 

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Kaufbeuren 1
Im Sommer ist immer das Tänzelfest. Auf dem Festplatz ist Kirmes, in der gut erhaltenen, mittelalterlichen Altstadt das „Lagerleben“. Bis spätabends sind die Gassen woll.
Vormittags stapfen wir den Afraberg hoch, um die St. Blasius Kapelle zu besichtigen. Klingeln gegenüber, zu bestimmten Zeiten, am Mesnerbüro, die freundliche Dame sperrt auf und lässt uns ein.
Die Kapelle ist den Wehrleuten der Stadt gewidmet, deshalb Teil der Stadtmauer. Das Wachpersonal brauchte also für eine Andacht die Mauer nicht zu verlassen.
    Viele Motive im Inneren zeigen Märtyrertode, teils auf dramatische Art.

Die Hangabtriebskraft bringt uns wieder runter in die Altstadt, erst in einem der Dönerlokale kommen wir zum Stillstand. Die Portionen sind nicht nur größer als in München und Umland, sondern dafür auch noch günstiger; Schüler bekommen Sonderpreise („Schüler-Döner“, kennt hier jedes Kind).

Danach schön durchschleudern lassen (Achterbahn oder Karussell am Festplatz), und durch die Gassen der Altstadt schieben. Bis spätabends ist Spectaculum, gute Laune und Durchkommen schwierig ...

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Bordercross: Reutte
Der Hopfensee ist für den Winter abgelassen. In Füssen ist alles auf König Ludwig getrimmt. Die neue Festspielhalle für das Musical, Touren zum nahen Schloss Neuschwanstein, jede Menge Hotels und Restaurants für Touristen. Welches Bier wird dort wohl ausgeschenkt? (Richtig: König Ludwig Bier, Brauerei Kaltenberg).

Zwei Kurven weiter sind wir schon wieder draußen. Die Landstraße schlängelt sich durch die Berge, kreuzt die zweispurige Autobahn, die kurz aus ihren Tunnels auftaucht.
Um die ehem. Zollstation an der Grenze gruppieren sich Souvenirbuden. Ob sie für den Winter geschlossen haben, oder für immer, erkennen wir nicht. Dann sind wir in Österreich, dem Land der Berge.
Die beiden Supermärkte des Ortes haben die Souvenirs, die wir suchen: Tiroler Bergkäse, feine Wurstwaren, Süßgebäck, auch guten Schnaps gibt es (z.B. Enzian).

Danach noch schön ins Café, Rauchen erlaubt. Der Dialekt fasziniert mich. Reutte ist eine Sprachinsel, liegt noch dazu am Lech. Die Mundart gehört zum Alemannischen, ist also mit dem Allgäu verwandt, zeigt aber die typisch tirolerischen, harten Kehllaute. (Übrigens gehört Vorarlberg auch zum Alemannischen, dort fehlen aber die harten Kehllaute).
Erst hinter den Bergen, am Fernpass und bei Ehrwald, beginnt das „tirolerische Tirol“. Der übliche Tiroler Dialekt ist eng mit dem Bayrischen verwandt, mehr sogar als mit österreichisch ...

l.o.: Füssen

 

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Kempten
Nächster „Bordercross“:
Kempten gehört zum Oberallgäu. Einheimische hören den Unterschied von hier zu Kaufbeuren, dem „Flachland“.

Kempten ist eine der ältesten Städte Deutschlands – allerdings muss man diese Spuren suchen ... Die meisten kommen natürlich -viele aus dem Umland- zum einkaufen.
In der Buchhandlung: viele Allgäu-Krimis.

M: Halali?

r.: Tunnelbohrer GmbH?

 

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Kaufbeuren 2

Das „Melo“ (Melodram) in KF-Neugblonz zeigte samstags immer einen Film. Danach lief eine spektakuläre Lasershow, die weit über den Landkreis hinaus bekannt war, bevor die Gruftie-Disko übernahm.
Angst vor Grufties? Ach wo – die haben mehr Angst vor „Normalos“, als andersherum. Und der Allgäuer an sich ist ohnehin viel freundlicher. Einer der Gäste ging immer mit einer Riesenpackung Gummibärchen herum und verteilte sie an alle (ja: ein Gast; ja: an wirklich alle).
Irgendwann brannte der Laden ab (tagsüber), und wird seitdem nicht mehr wiedereröffnet.


Beim Konzert von Dark Tranquillity aus Schweden (vor vielen Jahren, im Winter), irgendwo in Kaufbeuren: wie beim Heavy Metal üblich, schütteln viele ihr langes Haar (falls vorhanden), bleiben dabei breitbeinig stehen. Es ist also harmlos dort (im Gegensatz zu Pop oder Schlager, wenn euphorisierte Fans nach vorne drängen, ohne Rücksicht auf Verluste, um ihr Idol berühren oder anzukreischen zu können ...).
    Neben mir steht ein hübsches Mädel, das mir regelmäßig ihre blonden Haare ins Gesicht klatscht. Sie duften gut.

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FAUN-Konzert 

Im Festsaal eines Gasthofes, irgendwo im Ostallgäu, schauen wir uns ein Konzert der Gruppe FAUN an. Mein Auto, mit München-Landkreis-Kennzeichen, parkt an der Straße, wie fast alle.

Zur Pause geht ein Raunen durch die Menge. Die Sensationsnachricht: bis von München kommen heute die Leute !!!

Im Folgejahr spielte FAUN schon auf wesentlich größeren Bühnen. Ob das Gerücht nachgeholfen hat?
Bis heute weiß keiner, dass wir danach nur noch 20 km gefahren sind ...

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Kaufbeuren 3

Adventszeit. Wir stöbern durch den V-Markt, in einem kleinen Einkaufszentrum (Buron-Center). Neben den üblichen Saisonartikeln gibt es: Birnenstücke, getrocknet, zum selbst abfüllen.
Was man damit macht? Hm. Vielleicht in Rotwein einlegen, und mit Sahne und/oder Eiscreme als Dessert servieren ... Das hatten wir bislang nur in der Schweiz gesehen, als Spezialität aus dem Tessin. Da Schweiz, Vorarlberg und Allgäu zum alemannischen Sprach -und Kulturkreis zählen, würde mich diese Verbindung nicht wundern. Gesehen hatte ich solche Birnenstücke zum Kauf noch nirgends.

Im Foyer des kleinen Einkaufszentrums gibt es eine Überraschung. Ein ganzer Schwung Leute, Deutschtürken in festlicher Kleidung, steht in einem Kreis um die Mitte, in der nicht viel los ist. Wir kommen kaum vorbei, warten also was passiert. Kaum jemand wagt es sich vorbei zu quetschen, niemand beschwert sich (!).
Dann kommt Musik aus dem Ghettoblaster, ein junges Paar in Festkleidung geht langsam aufeinander zu, es regnet Blumen und bunte Schnipsel. Er kniet vor ihr, sagt etwas, steckt ihr einen Ring an. Luftballons steigen an die Decke (also nicht sehr hoch). Wir können gar nicht anders, als ebenfalls zu klatschen und uns mitzufreuen.

Das Allgäu liebt dich.

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Im Autoradio, bei der Rückfahrt, läuft der „Nudlwalgler-Schottisch“, von der Ampertaler Kirta-Musi. Das ist oberbayrisch – wir überqueren wieder den Lech.

... ENDE Allgäu ...

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Östliches Oberbayern

Östliches Oberbayern:

Altötting, Burghausen, Mühldorf ... Eine Gegend, umringt von Hügeln, Landwirtschaft und immer wieder Blicken auf die Alpen. Zu allen Zeiten gab es Durchgangsverkehr: die alten Schweden, Napoleons Truppen, und der Papst war auch schon da.

Familiäre Verbindungen bringen mich öfter hierhin. Zeit für eine kleine Collage.

Die B12 ist Unfallhäufungsstrecke. Viele Kreuze neben der Straße erinnern an hier Verunglückte.
2 Kolonnenspringer überholen gewagt Autos und LKW, um ein wenig schneller voranzukommen. So manches Manöver zu beobachten bereitet mir schon genug Nervenkitzel. Und schon wieder zieht einer auf der linken Spur an uns vorbei, zieht kurz vor einem Crash zurück in die Spur.

Hohenlinden
Das ebene Gelände vor dem Großhaager Forst war am 3. Dezember 1800 Schauplatz einer großen Schlacht. 70.000 französische Soldaten der Armee Napoleon Bonapartes, trafen hier auf die Österreicher und schlugen sie vernichtend. Es war die Anfangszeit der napoleonischen Eroberungszüge.

Von den Römern gibt es kaum Spuren. Zwar lief die Straße von Salzburg nach Augsburg hier durch, aber es war nur Durchgangsgebiet.


Haag i. OB
Schon von Weitem sieht man den mächtigen Schlossturm. Die Anfänge der Burg gehen auf die Ungarneinfälle um das Jahr 936 zurück.
Ab dem 12. Jh. wurde die Burg stark ausgebaut, die Grafschaft Haag wurde zu einer freien Reichsgrafschaft im Hl. Röm. Reich, und blieb es praktisch bis 1588, auf dem Papier noch bis 1804.
Das Schloss wurde teilweise abgetragen, die Reste werden derzeit saniert.
Nur der Wohnturm des Schlosses, der ragt nach wie vor übermächtig über das Land.

Neben dem Friedhof steht ein Trilith. Da ich aber keine -überhaupt keine- Hinweise finden kann, und er frei zugänglich ist, ist er eher nicht alt.

 


B12
Ein weißer Audi hängt mir am Heck. Ich halte mich rechts, damit er nach vorne schauen kann. Hier fahre ich zurückhaltend und vorsichtig. Endlich überholt er. ABER: bei Gegenverkehr (!!!). Er zieht einfach durch die Mitte, mit ca.130 km/h.
    Gerade eben wollte ich noch sagen, dass die Kreuze am Straßenrand schon weniger geworden sind ... Tja ...

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Ramsau  (Gem. Reichertsheim)
Maria Loreto Kirche

Seit ich hier vorbeifahre, fasziniert mich dieses Bauwerk. 1628/29 frühbarock errichtet, in Anlehnung an die Lorettokirche in Italien, erfuhr sie mehrere Umbauten. 1859 wurde der Lorettoschrein, bis dahin neben dem Bau, miteinbezogen. Aufs Dach kam eine Kuppel. In den 1950ern wurde nochmals herumgebastelt. Ab 2011 wurde die Kuppel mit einer Stahlkonstruktion neu gestützt.
Es ist ein wirrer Stilmix, zu dem ich nichts Vergleichbares kenne.

1782 kam Papst Pius VI. mit seinem Gefolge vorbei, auf seiner Rückreise von Wien nach Rom, und legte hier einen Stopp ein.

Das „Ding“ ist katholisch – auch wenn es nach dem Tempel irgendeiner Freikirche aussehen mag.

 


Reichertsheim
ist gleich nebenan. Seit 788 steht dort eine Kirche. Romanische Grundmauerreste, gotischer Turm, barockisiert. 1634 wurde sie im 30-jährigen Krieg geplündert. Erst von eigener Reiterei, später von Truppen des Grafen Seebach aus Haag. Die alten Schweden, die ebenfalls hier unterwegs waren, haben damit nichts zu tun.

(Quelle: Augustin Grundner, pfarrverband-kirchdorf.de)


A94
Seit mindestens 30 Jahren wird über die Trassenführung diskutiert und gestritten. Zuletzt wurde das Autobahnende bei Hohenlinden weitergebaut, mit einer deutlich erkennbaren Kurve. Somit wird die Lösung vorangetrieben, die Anwohner immer abwehren wollten: bedrohten Tierarten (v.a. Fröschen) wird wohl der Garaus gemacht ... Da können sie nun so viel demonstrieren wie sie wollen – die Kurve ist gebaut, der weitere Bau „determiniert“.
Der Verkehr hat über die Jahre zugenommen. Es ist die Landstraße B12, die nun den ganzen Verkehr aufnehmen muss. Die spürbare Folge für mich: die einfache Fahrt dauert deutlich länger.

Die Gegend war und bleibt Durchgangsgebiet – heute mehr denn je.

...
Alpaka-Wandern
Grub, gleich bei Gars am Inn

Wir gehen in den Stall und dürfen sie füttern. Wie Staubsauger ziehen sie die Schale leer. Anschließend werden die Tiere angeleint und verteilt. Wer sucht sich hier wen aus? Es sind nur Hengste (Männchen). Die Weibchen sind trächtig, stillend, ruhebedürftig – also nicht dauerhaft einsetzbar.
Unter den Tieren gibt es verschiedene Charaktere: den Deckhengst, der auch voraus läuft; den Essfreudigen; den Nachzügler, ... Bei uns Menschen ist das ja nicht viel anders.
Wir gehen los. Die Tiere haben ihre Reihenfolg. Manchmal überholt eins, weil sie sich neu arrangieren. Wichtig: das Alphatier ist vorne, Vater geht vor Sohn, der Nachzügler hinten. Die Tiere umorganisieren zu wollen, wird nicht gelingen. Und ständig wollen sie fressen. Wenn alle gleichzeitig fressen, brauche ich nicht weiter ... Wer führt hier wen?
Manchmal muss ich meines weiterziehen. Ein paar Mal versucht es zu streiken und seine Grenzen auszuloten.
Aber es sind gutmütige und entspannte Tiere, zu Konflikten kommt es nicht. Wir gehen an Feldern vorbei, durch den Wald und über Wiesen.

Was ist daran so toll? Die Gelassenheit der Tiere strahlt auf mich ab. Ich muss die Launen des Tieres annehmen, mich selbst also zurücknehmen.
Alpakas haben keinen großen Bewegungsdrang. Sie können die ganze Zeit nur herumstehen und fressen ...

Mein persönliches Highligt war zu sehen, wie der Hund (ein andalusischer Ratero) eine Maus ausgräbt. Auf dem Feld fängt er an zu buddeln, steckt seinen Kopf in die Erde und zieht die Maus heraus.
Wir finden 2 Federn von Greifvögeln und nehmen sie mit.

Bei Rückkehr machen die Tiere erst Toilette. Das machen sie nicht unterwegs (!). Lassen sich nochmals von uns füttern, dann ruhen sie aus.
Das Alphatier steigt auf den Kieshaufen, damit es oben ist. Die anderen stehen herum. Der Nachzügler fällt um und schläft.

Alpakas sind eher klein und geben Wolle.
Lamas sind eher groß und werden als Lasttiere verwendet.

Seit 2007 machen Uli & Irene das, waren mit die ersten in Deutschland. Sie sind eine junge und lustige Familie, betreiben das nur nebenher, als Hobby.
Veranstalter:
https://www.bayernland-alpakas.de/impressum.html

1h: 20 EUR/p.P.
2h: 30 EUR/p.P.
Kann ich bedenkenlos weiterempfehlen.


Gars am Inn
Kloster Gars

768 gegründet. Im 12. Jh. Bau einer romanischen Klosterkirche mit Doppelturmfassade; öfters umgebaut, im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt.

Ab 1661 wurde sie, unter Leitung der beiden Schweizer Baumeister Zuccalli (2 Vettern) neu errichtet – im Stil der Zeit: barock. Die Kirche gilt als eines der ältesten barocken Werke auf deutschem Boden. (Der Salzburger Dom ist etwa 30 Jahre älter).

Der Kirche fehlen Nebenschiffte, Stuckdecken und ausladendes Gewölbe. Zum einen ist es eine Klosterkirche, zum anderen ist vieles dem Geldmangel der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg geschuldet.

 


Kuriosa:
- Kaspar Stanggassinger (seliggesprochen) wurde ein Reliquienschrein eingerichtet. Er war Lehrer/Ausbilder für Missionare im 19. Jh., ging persönlich auf seine Schüler ein, statt im vorherrschenden autoritären Stil. Reliquien waren damals eigentlich schon passé (1899) ...
- Louise Beck lebte im Kloster (auch 19. Jh.). Sie hatte Visionen (oder Nervenfieber), stand in Kontakt mit dem Jenseits, scharte Unterstützer um sich. Durch einen Exorzismus (um 1848) ließen zumindest die Dämonen von ihr ab. Sie wurde zu einer wichtigen Ratgeberin für Kloster und den Münchner Erzbischof. Und das in modernen Zeiten (1870er) ...
- Der eine Turm ist fledermausfreundlich

 

 

nach Mühldorf ...

Ich halte am Bahnübergang. Der Regionalzug fährt von Mühldorf nach Salzburg. Es kann also nicht so weit weg sein ... Mühldorf gehörte sogar lange Zeit zu Salzburg.

Mühldorf am Inn

935 erstmals urkundlich erwähnt. Viel war wohl nicht los – Ackerbau im Stadtgebiet war kaum möglich, der Inn zu reißend um eine Brücke zu bauen.

Man geht davon aus, dass es am dem 8. Jh. dem Bischof von Salzburg gehörte. Warum ist unklar, wohl ein innerfamiliärer Handel etc. Bayrische Herzöge und Salzburger Bischöfe waren immer wieder mal miteinander verwandt ...

Die Stadt genoss deshalb Priviliegien: Befreiung von vielen Steuern, später kam das Legerecht, eine Art Vorstufe zum Marktrecht. Dadurch wurde sie wohlhabend.
Schon früh galt der Ort als vollständig ummauert.

Die Folgezeit bleibt geprägt von Auseinandersetzungen um die Stadt, zwischen bayrischen Herzögen und Salzburger Bischöfen.
Im Jahr 1322 kam es darüber zu einem Feldzug, der vor den Stadtmauern zum „Showdown“ führte. Der ganze Konflikt ging um die Machtverteilung in Deutschland, zwischen den 3 mächtigsten Familien, und war von ein paar Auseinandersetzungen begleitet. Hier kam es nun zur Eskalation.
Diese Schlacht gilt als die letzte Ritterschlacht auf deutschem Boden.

Erst 1802 endete die Salzburger Zeit.

Bis heute klingt Stolz auf diese Zeit mit. Vielleicht sind die Mühldorfer eher stolz auf ihre relative Unabhängigkeit zu dieser Zeit, denn auf die Zugehörigkeit zu Salzburg? Und die Stadtmauer? Von der sind noch Teile zu sehen, sowie 2 der Wachtürme.

Der schöne Marktplatz
Damit wirbt das Schild an der Autobahn. Ein langgezogener Platz, vollständig von Häusern im Inn-Salzach-Stil umringt. Typisch dafür ist die „Vorschussmauer“. Sie ist die Front des Hauses, schließt oben flach ab. Dadurch wirken die Häuser höher, und täuschen ein Flachdach vor. Doch hinter der Mauer verbirgt sich ein normales Spitzdach. Nur der Giebel ist so hoch wie die Vorschussmauer, nicht das ganze Haus. Den ganzen Inn entlang, von Wasserburg nach Passau, findet man diesen Stil .
Vor den Häusern sind mehrere Arkaden; streckenweise in ineinander-übergehenden Abschnitten, für den Schaufensterbummel an Regentagen ...

 

 

B12 (spätabends)

An einem Abend unter der Woche fahre ich heim. Der Verkehr auf der B12 ist nicht weniger geworden. Autos sind kaum noch unterwegs. Es ist die Stunde der Trucker. Von Parkplätzen starten sie, fahren Kolonne. Überholen unmöglich, da Dauerkolonnen entgegenkommen.

Viele von ihnen haben griechische und v.a. osteuropäische Kennzeichen. Der Verkehr ist nicht weniger als tagsüber, nur anders.

Seit Jahren wird hier eine Autobahn geplant. Der Verkehr ist bereits da, nur muss ihn eine normale Bundesstraße aufnehmen.

Die Gegend war immer Durchgangsgebiet, und ist es bis heute.

 

 

 


Burghausen
Vorbei an einer Raffinerie und einem chemischen Werk fahren wir rein. Dave Brubeck, Rebekka Bakken und Christoph Langenmantel (Fluchthelfer Luthers aus Augsburg) waren auch schon da.
Reich geworden durch den Handel mit Salz aus Hallein. Wacker Chemie war lange Zeit der wichtigste Arbeitgeber. Seit den 1960ern liegt die Stadt im sog. Bayer. Chemiedreieck, und an der Transalpinen Ölleitung, die Öl aus Triest bringt (bzw. von Öltankern dort).

Auf einer Anhöhe zieht sich die längste Burganlage der Welt dahin, 1.051m Gesamtlänge, entstanden über mehrere Jahrhunderte.
Zu ihren Füßen liegt die Altstadt, an der Salzach, mit den typischen Flachdächern, Vorschussmauern und bunten Wänden der Inn-Salzach-Architektur. Wenig verwunderlich: wir sind da, wo der Inn in die Salzach mündet.

Auf einer Brücke über die Salzach ist das ehem. Grenzhäuschen zu erkennen, heute nur noch eine Fahne: hier beginnt Österreich.
Oben, auf dem Hügel, auf der anderen Seite (Oberösterreich), steht ein Festzelt. Ab und an weht Bierzeltmusik herüber.

In Burghausen herrscht ein anderer Musikgeschmack vor. Seit 1970 findet die Internationale Jazzwoche statt. In der Altstadt sind Metallplatten mit Name und Unterschrift bekannter Jazzmusikanten eingelassen, die bereits hier spielten: Chet Baker, Count Basie, Dave Brubeck, Dizzy Gillespie.
Die Straße „In den Grüben“ wird deshalb auch „Street of Fame“ genannt.

Vor dem Rathaus stehen viele Leute in bayrischer Tracht, mit Blasinstrumenten im Anschlag – es sieht sehr nach einer Hochzeit aus.

In St. Josef kommen wir gratis in eine Kunstausstellung, die uns zeigt, was von uns bleibt, wenn wir unsere Kleidung ablegen, und mit ihr das, was sie uns vermittelt oder zu vermitteln scheint (So habe zumindest ich es verstanden).

Wir essen noch in einem hippen Bistro.
Danach gibt es Kaffee, mit Blick auf die Salzach, in einem Café, das seit den Achtzigern unverändert scheint. Bänke und Stühle sind plüschig gepolstert, alles wirkt herrlich altmodisch (heute heißt das Retro-Chic). Dass es so etwas Schönes noch gibt ...
Es war eine Art „Familienausflug“, und für jeden war etwas dabei. Das will schon etwas heißen, so tief in Bayern.
Wobei „tief“ nicht stimmt – Bayern ist ja hier zuende.
Burghausen ist weltoffen. Und immer einen Besuch wert.

l.o.: die Brücke führt über die Salzach, die die Grenze bildet.

Die Häuser auf der anderen Flussseite – das ist bereits Österreich

 

 

Ende Östliches Oberbayern

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