Lockdown Adventures
Die Sensation gleich vorweg - tja, ... da gab's mehrere ... Wie fange ich an? Alphabetisch? Hm.
Biber
06:45 sollte eine gute Zeit für ihn sein. Es ist Juni (der 15.06. um genau zu sein), die Sonne scheint mir schon ins Gesicht, als ich am Isarkanal entlang spaziere. (Falls sich jemand wundert, warum ich bei Ankunft in der Arbeit schon so heruntergekommen aussehe: solche Erkundungen mache ich auf dem Weg dorthin ...).
Spuren gibt es hier reichlich – Trampelpfade durchs Unterholz, zum Kanal hin, viele angeknabberte Bäume. Nur vom Biber selbst – nichts zu sehen.
Ich gebe auf und drehe um. Und, wie das oft so ist wenn man aufgibt – dann kommt er. Ganz entspannt, nahe am Ufer, nur 1 Meter Luftlinie von mir entfernt, tuckert er mit wenigen Bewegungen neben mir her, etwa 5 m weit. Taucht ab, wieder auf, schwimmt weiter. Wahnsinn. Ich kann es kaum glauben. Nach dem vierten Tauchgang, als ich neben ihm her gehe, bemerkt er mich, erschrickt, taucht ab und zieht unter Wasser davon. Kumuliert waren mir etwa 2-3 Minuten mit ihm vergönnt.
Eisvogel
(revisited)
Eine zweite Sichtung war mir vergönnt! (im August) Und ich hatte mir die Nacht nicht mal unter einem Tarnnetz um die Ohren geschlagen. Um kurz nach 7 am Speichersee, vom Parkplatz am Stauwehr des Mitteldamms – ganz klassisch. Jetzt bloß nix verschusseln und ein scharfes Foto mitbringen! Luft anhalten. Ich kann es immer noch nicht glauben.
Kraniche (über HöSi)
Ja: Kraniche. Viele kennen sie schon, vor allem aus dem Norden und Osten Deutschlands. Ich nicht.
Am Ende eines schönen Sonntagnachmittag-Herbstspaziergangs im Oktober hören wir Schreie und Quaken am Himmel, sehen Vögel in V-Formation über uns hinweg fliegen. Rufe und Anzahl der Tiere sind irgendwie anders als bei Gänsen. Ich mache Fotos.
Wir haben Ostwind. Der könnte die Flugroute entscheidend beeinflusst haben. Die Auswertung der Fotos zeigt es eindeutig: rote Haube am Kopf, graue Vögel, die Beine hinten nach und erkennbar (bei Gänsen ragen sie nicht über die Schwanzfedern hinaus) – es sind wirklich Kraniche. Über Südbayern. Unsere erste Sichtung von ihnen überhaupt. Wahnsinn. Für mich eine der Top-Sensationen 2021.
Die anderen Entdeckungen haben mich auch total fasziniert.
Im Frühjahr waren wir mehrmals an der Isar, bei Ismaning.
Anfang Mai war dort ein Seidenreiher. Das Besondere? Die gibt es nicht bei uns. In Italien leben ganz viele, da haben wir sie gesehen – aber hier? Nein.
Ja: der "Club 300" kennt sie (nur wer Sichtungen aller 300 einheimischen Vogelarten nachweisen kann, wird aufgenommen). Aber es gibt keine richtige Population bei uns.
Sichtungen sind eher Zufall, und den hatten wir. Aber nur 1x.
Wasseramsel: ihr Lebensraum am Wasser wird oft verbaut. Man muss sie schon suchen. In Ismaning gibt es welche.
Kleiber: an sich nicht so besonders. Aber wer hat jemals einen gesehen? (Ich bis dahin nicht).
oben: Wasseramsel
2.v.o.r.: Seidenreiher (!)
M.l.: Specht
M.r.: Kleiber
4.v.o.l.: da hat er sich schon wieder ins Bild geschlichen: Eisvogel (Speichersee)
4.v.o.r.: Kormoran Sunrise (Speichersee)
2.v.u.l.: Mauersegler (über dem Mitteldamm, Speichersee)
r.u.: Feldhase, im Erdinger Moos
u.: ein Bild von einem Graureiher (Finsinger Weiher, Erdinger Moos)
und so sah es im Sommer vor meiner Haustür aus.
Es war ein gutes Jahr.
Und dann, ja dann, habe ich meine "Flaggschiff"-Buchreihe "Der sich im Moor versteckt" gestartet. Der Münchner Merkur hat darüber berichtet. Ich durfte viel Zuspruch erfahren, und das freut mich alles ganz besonders. Eindrücke davon findet ihr HIER auf der Wortlaterne
Schönes gab es noch viel, viel mehr. Neue Entdeckungen ebenfalls (z.B. einfach mal Routinen aufbrechen. Wie: morgens Kaffee aufsetzen und währenddessen einen Spaziergang machen, in der Morgendämmerung ... Dann heimkommen und frühstücken. Hab' ich sonst nie gemacht.)
Damit bin ich schon wieder außerhalb von "Best of Rest", und nur noch bei "Rest".
Wenn euch diese Seite inspiriert hat, und/oder ihr etwas besser gemacht habt: lasst es mich gerne wissen.