AKTUALISIERT Juli 2024

Möschenfeld

 

April 2019 / Die Entdeckung

Leicht kann man daran vorbeifahren, wenn man die enge Abzweigung nicht erwischt, und einfach der Straße folgt. (Ich selbst habe den Ort erst Anfang 2019 entdeckt, während des Schneechaos, auf Umfahrung meiner üblichen Wege … Obwohl ich nicht weit entfernt davon lebe …)

 

 

Die Geschichte

 

Hier gab es eine Schwaige – in etwa eine Viehzucht.
Im Jahr des Herrn 819 schenkte Pepo einen Teil seines Landes dem Freisinger Bischof.
(Das war damals Voraussetzung, dass eine Kirche geweiht werden konnte. Durch eine Schenkung unterstellte man es der Wirkungskraft der Kirche).
Der Weiler wird dem Kloster Ebersberg unterstellt.
Um 1050 bauen die Benediktiner aus Ebersberg eine Kapelle, die der Hl. Ottilie gewidmet ist. Eine Wallfahrt, u.a. für Augenkranke, setzte ein. 

 


Einschub:  Ottilie: 
Tochter eines Herzogs, kommt im Eck Elsass-Burgund-Franche Comte auf die Welt. Ist blind, der Vater verstößt sie. Ihre Mutter rettet sie, bzw. übergibt sie einem Kloster. Bei ihrer Taufe erlangt sie das Augenlicht (kann sehen), was die Nonnen und Mönche für das Werk Gottes halten. 


Während der Reformationszeit geht es mit dem Kloster in Ebersberg bergab – Finanzen und Moral sind auf dem Sinkflug. Es wird aufgelöst, Möschenfeld an die Jesuiten verkauft. Die Jesuiten sind ein neuer Orden, und so etwas wie eine Elitetruppe. Sie lernen schnell, sind fleißig und umtriebig, bringen den Katholizismus voran, während überall die Reformation blüht. Barocker Baustil, Wissenschaft und Mission sind ihre Stärken. 1595 übernehmen sie das Kloster in Ebersberg, 1596 Möschenfeld. 

Um 1640 wird von ihnen in Möschenfeld eine Kirche neu gebaut. Im Stil der Zeit: Barock, bzw. Frühbarock. 
Doch der Jesuitenorden wird, in mehreren Anläufen, verboten. Die Erfolge der Mönche sind manchem Herrscher nicht ganz geheuer. Vor allem die Könige von Portugal und Spanien wissen nicht so genau, was die Mönche in ihren Kolonien in Südamerika so alles treiben. Von einem Staat im Staat in Brasilien ist die Rede; die Mönche folgen mehr ihren eigenen Leitbildern, oder dem Papst in Rom – anstatt treu zum König zu stehen. Es ist ihre Nähe zum Papst, die sie in Verdacht bringt. Letztlich wird der Orden komplett verboten. 

1895 wird der Ort, nach mehreren Wechseln, an Wilhelm von Finck verkauft. Er ist u.a. Bankier, und u.a. Mitbegründer der Allianz Versicherung sowie der Münchner Rück. Bis heute ist der Ort in Familienbesitz. 
(Wer sich fragt, warum es hinter den alten Mauern nach reichen Leuten aussieht – oder warum sich Finanzberatungen & Co. hier wohlfühlen: vielleicht liegt es daran?). 

Es ist ja auch ein guter Ort, um sich zu verstecken. Irgendwie fühlt es sich ganz weit draußen an. Eine kleine Rodungsinsel, von endlosem Wald umgeben. Mitten im Nichts. Und dennoch ist man hier im Ballungsgebiet des Landkreises München. Mit dem Auto in nur 2 Minuten im sog. `Speckgürtel`. 

Die wenigen Ausflügler, meist Radfahrer, bleiben nicht lange. Bis heute gibt es keine Gastronomie vor Ort. 
Und ich habe mir den Ort als Schauplatz für weitere Abenteuer vorgemerkt. Zu leicht kann man sich hier gut verstecken – sei es als Mensch, oder als Geist … 
Dabei ist es ganz einfach hierher zu kommen. Man muss nur in der scharfen Kurve die Abzweigung kriegen. Und dazu erstmal bemerken. Allzu schnell fährt man einfach dran vorbei … 

 

 

 

REVISITED - neue Bilder, Juli 2024

 

l.o.: hier sieht man mal die 3 Türme so halbwegs

l.u.: schön ist's hier im Sommer

r.u.: so wirklich alt geworden sind niedere Stände früher nicht ...

 


Den Ort habe ich mir für einen der übernächsten Bände vorgemerkt ;-)

 

Was ich bisher in der Gegend finden durfte, und zu turbulenten Abenteuern verdichte, könnt ihr hier gerne schauen:

 

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