Rosenheim und Sterntaler Filze
Oktober 2023
Was gibt es Besseres, als beim ersten Herbstwind in ein Moor zu fahren? Also los!
Ja gut: dass mit dem Wind war Zufall, der Ausflug vorab geplant. Um die Vulkan-Ausstellung im Lokschuppen zu sehen, legen wir eine Übernachtung in Rosenheim ein. Doch zuerst geht es ins Moor!
Sterntaler Filze
‚Filz‘ ist der bayr. Ausdruck für Hochmoor. Wie die meisten hiesigen Moore, war auch dieses menschlichen Eingriffen nicht entkommen.
Was ist denn ein Hochmoor?
Jedes Moor beginnt als Niedermoor. Wasser bedeckt das Land, wird nicht abtransportiert. Pflanzenreste legen sich am Boden ab, bilden Torf, und diese Torfschicht wächst in die Höhe. Das ist dann
bereits ein ‚Übergangsmoor‘. Je höher der Torf wächst, desto weniger bekommen die Pflanzen noch Kontakt zum Grundwasser. Es ist zum Hochmoor geworden.
Die Pflanzen, die dort wachsen, müssen sich spezialisieren. Sie müssen mit Regenwasser auskommen. Viele von ihnen gehen Symbiosen ein, z.B. mit Pilzen, deren Fäden den Boden durchziehen, um somit
von ihnen Nährstoffe zu sammeln.
Wird dieser Kreislauf 1x durchbrochen, durch Torfabbau, Moorkultivierung etc., ist dieses System mitunter unwiederbringlich zerstört. Darüber hinaus ist in der Biomasse viel CO2 gebunden, das
sich nicht gerade freisetzen sollte. Deshalb ist Moorschutz besonders wichtig.
Wenn ein Moor austrocknet, bildet sich Wald.
Wald ist auch das Erste, das wir auf dem Weg vom Parkplatz sehen. An einem Rinnsal wächst Drachenwurz, ein Moorbewohner.
Auf dem Weg zur ‚Station‘ (Moorstation Nicklheim) wird es feuchter, wir überqueren Kanäle. Die alte Torfbahn fährt heute Besucher herum. Und von der Station aus, vor allem vom Aussichtsturm, hat man einen phantastischen Blick auf Hochmoorreste, Wasserfläche (wie ein See), und die Alpen dahinter. Wir verweilen lange und staunen.
Warum hier?
Nach der letzten Eiszeit hatte sich Wasser in den Senken der Muränenlandschaft gesammelt, und sich dort Moore gebildet. Auffallend viele von ihnen haben in etwa den gleichen Abstand von den
Alpen. Nennt sich: Bayr. Moorgürtel.
Quelle: Infotafeln am Weg
Rosenheim
Rosenheim liegt am Inn. Das war mir bei früheren Besuchen (meist nur wenige Stunden) nie aufgefallen. Doch heute, auch mit deutlich mehr Zeit und Achtsamkeit, ist es mir auf einmal völlig klar.
Die Fassaden der Altstadthäuser gehen weit nach oben, verdecken die Dächer, schließen waagrecht ab. Und vor den Häusern sind oft Arkaden. Das ist die Inn-Salzach-Architektur, die sich auch in
Mühldorf, Burghausen, und einigen Städten mehr entlang des Inns findet.
Wir machen uns frei von früheren Vorbehalten und Ähnlichem, gehen unvoreingenommen und offenen Auges durch die Stadt. Finden freundliche Menschen und eine schöne Stadt, in die wir gerne wieder
kommen.
Bei Rückkehr zum Hotel erleben wir Folgendes: alle Parkplätze sind belegt, alles ist voll, weil heute ein Fest stattfindet. Ein freundlicher farbiger Lotse hilft uns in eine der engen Lücken. Bei Dunkelheit und Regen bringen wir alles rein. Unten feiert die italienische Großfamilie (oder so ähnlich). Also alles wie in Italien. Enges parken und feiernde Familien. Oben auf den Gängen beschwert sich jemand über Lärm. Tja. Wir bleiben auf unserem Zimmer, schmökern, trocknen, rauchen aus. Wir haben alles, und das zählt.
Am nächsten Morgen ist alles ruhig, wir fahren zum Lokschuppen und schauen uns die Ausstellung an. Danach geht's heim.
Warum dann über Nacht bleiben? So haben wir Zeit, die Eindrücke auf uns wirken zu lassen, zu verstehen. Und Neues zu entdecken.
Turbulente Geschichten aus einem Moor gefällig? Mit Humor, Spannung und historischen Hintergründen? Ja, das gibt es tatsächlich.
Spielt zwar im Erdinger Moos, einem (ehem.) Niedermoor – aber das tut der Handlung keinen Abbruch.
Schmökert mal rein!
Hier gibt es auch 2 GRATIS-Leseproben:
ANHANG
r.u.: im sog. 'Handtorfstich'. Hier sieht man schön, wie dick die Torfschicht ist, und wie sie über die Jahrhunderte gewachsen ist
Andere: es ist eine verdammte Wildnis da draußen ...