Feldkirchner Tangente

(vergessener Bahndamm bei Johanneskirchen)
und
Wehrkirche St. Johann Baptist

(Johanneskirchen)

 

Dezember 2020

 

 

Bei Johanneskirchen, östlich von München, im Johanneskirchner Moos (einem trockengelegten Niedermoor, ein Ausläufer des Erdinger Mooses), entstand bis 1942 eine Bahnstrecke, die 3 Jahre später bereits wieder aufgegeben wurde, aber heute noch deutlich erkennbar ist.

l.o.: das Heizkraftwerk München-Nord ist im flachen Land weit zu sehen

r.o.: der Bahndamm ebenfalls


Zur Geschichte:
Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde deutlich, dass die Alliierten deutsche Städte aus der Luft bombardierten, und München in Reichweite lag. Britische und amerikanische Staffeln starteten ihre Einsätze von England aus. (Meist von Stützpunkten in Yorkshire / Nordengland aus - um genug Flughöhe gewonnen zu haben, bevor sie über die von den Deutschen besetzte Festlandküste fliegen).


In München gab und gibt es mehrere Brücken über die Isar, natürlich auch für die Bahn. Durch Treffer wäre der süddeutsche Ost-West-Verkehr zu einem guten Teil lahmgelegt. Deshalb wurde es strategisch wichtig, eine Umfahrung zu schaffen. Bei Oberföhring, nördlich von München, gab es bereits eine Eisenbahnbrücke über den Fluss, Teil des „Nordrings“. Was fehlte, war eine „Ortsumgehung“, die den Zugverkehr aus Osten ableitete und auf den Nordring brachte.
In Feldkirchen wurde eine Abzweigung geschaffen, danach mussten 7,7 km durch das feuchte Land überbrückt werden. 150 arme Zwangsarbeiter mussten einen etwa 3 Meter hohen Damm aufschütten, der beide Anschlüsse in gerader Linie verband. Anfang 1942 wurde die Strecke eröffnet. Sie war 2-gleisig geplant, wurde aber nur 1-gleisig ausgeführt. Bis heute ist der Kies noch da, allerdings nur auf halber Breite des Damms, also auf der benutzten Seite.

Nach Kriegsende war wieder Schluss, die Föhringer Brücke wurde gesprengt, die Schienen abgebaut. Der Rest ist noch deutlich zu erkennen, und größtenteils begehbar.  

Ich starte in Johanneskirchen, parke in der Gegend um die Flensburger Straße, spaziere die Apenrader Straße entlang (wie viele Anwohner, die hier spazieren), und komme direkt hin. Die Brücke über die Straße ist erhalten, der Damm unverkennbar.

l.o.: diese Brücke, über die Apenrader Straße, stammt aus der Erbauungszeit

r.o.: hier ist schön der Kies zu erkennen, auf den das Gleis gebettet war. Allerdings nur auf der halben Breite. Die Strecke war 2-gleisig geplant, wurde aber nur 1-gleisig realisiert. Das alles ist noch da ...


Die andere Brücke führt über den Hüllgraben, der im Gleißental als ‚Hachinger Bach‘ beginnt.


Der Bahndamm hat heute einen hohen Freizeitwert, der seinen Entstehungszweck leicht vergessen lässt. Ich bin dennoch mehr als froh, in heutigen (=friedlichen) Zeiten leben zu dürfen, und keine Angst vor Luftangriffen haben zu müssen.

 

 

 

 

St. Johann Baptist
Direkt an der Johanneskirchner Straße, beim Hagebuttenplatz (der heißt wirklich so), besuche ich diese alte Wehrkirche, deren Entstehung auf das 9. Jh. zurück geht.
Sie stand auf einem Lehmhügel, und die Mauer war etwa doppelt so hoch.

Innen wurde sie barockisiert (wie fast alles in Bayern), außen blieb der wehrhafte Charakter erhalten. Für Bayern ist das schon eine kleine Besonderheit.

 

 

 

#lostplace  #lost place  #Romanik in Bayern  #Ausflug #Achtsamkeit

 

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Die "Moor-Trilogie": "Der sich im Moor versteckt", spielt im Erdinger Moos.

In Teil 3 werden Bahndamm und Wehrkirche eine Nebenrolle spielen.

 

 

 

 

 

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